Doris war billiger. Und die Haare länger. Damals.

Wat ein Glück:
ich hab et nich so mit dem Alter – oder mit dem Älterwerden. Wirklich nich.
Selbst, als ich zum zweiten Mal fümmendreissig wurde: et machte mir wirklich nix aus.
Gut, schöner wirsste nich, dafür aber gelassener. Und datt sich dat Haupthaar so langsam verdünnisiert hat, is auch nich schlimm. Und auch da hab ich Glück: et ist bei mir nich, wie bei Anderen, auffen Rücken oder inne Ohren abgewandert, sondern einfach nur nich mehr da, bis auffen kleinen Rest, der sich nich trennen kann.
Damals hatte ich – et war die Zeit der Beatles – eine richtige Matte. Und immer `n Kamm inner Tasche. Die Matte musste ja liegen. Die etwas Älteren, die mit Elvis aufgewachsen sind, hatten auch immer ´n Kamm inner Tasche, und „Brisk“ für die Tolle vorne. So ´ne fettige Haarcreme aus der Tube. „Brisk“ – auf Englisch bedeutet ja „lebhaft“. Komisch, dabei wurde die Elvis-Tolle von dem Zeug allet andere, als lebhaft, nämlich bretthart und absolut unzerstörbar.
Wem „Brisk“ zu teuer war, der nahm „Doris“. Doris war wie Brisk, aber vom „Albrecht-Diskont“ und billiger. Und bei Doris war mehr „Kletsche“ inner Tube. Der eingeschmierten Tolle war dat egal: die stand. Und dat war wichtig.
Meine Beatles-Matte war jedenfalls fettfrei, und die musste ich ganz schön gegen die Erwachsenen verteidigen, weil et sich nich gehörte, datt Haare über die Ohren wuchsen: „Geh ma nachem Friseur!“
Mit Matte krissteste automatisch den Stempel „Gammler“ aufgedrückt: aus so einem konnte donnix werden. Ja früher, da hätte et sowatt nich gegeben! Da gab et noch Ordnung! – Gehorrsamm! – Disziplin!
„Warte mal ab, wenn erssma nachem Barras kommss, da lernste dat!“

Nix da! Et kam die ScottMcKenzie-SanFrancisco-FlowerPower-Zeit, da wurde die Matte noch viel länger und unsere Buxen hatten Blümchenmuster. Jawoll!

Metamorphose :-)

Wir trampten von Gelsenkirchen nach Amsterdam und probierten aus, wat verboten war.
Mein erstet Probieren ging im wahrsten Sinne fast in die Blümchenhose, so kotzübel war mir. Mein Glück! Nee, nie wieder! Aber ich konnte mitreden. Mit meiner qietschgelben Ente (Citroën „Döschwo“) schaukelten wir sommer-wochenends zur holländischen Küste nach Zandvoort, feierten am Strand die heiße Musik der weit draußen auf der See ankernden Piratensender* bei lekker Patat speciaal, Grolsch oder Heineken.
Dat war unser San Francisco!!!
Kerl inne Kiste, wat war dat eine wilde Zeit!

Wie komm‘ ich überhaupt auf die Erinnerungen?

Ach ja, weil mir neulich diese knuffige Postkarte vor die Linse kam:

Gezz mal ehrlich: da stimmt doch wat nich, oder?


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Jesse Krauß – Gasometerträume

Vor zwei Jahren stellte ich hier den Gelsenkirchener Künstler Jesse Krauß vor, der sich als Grafiker, Zeichner, Designer, Filmemacher, Illustrator und sogar als Schauspieler nicht nur im Ruhrgebiet einen Namen gemacht hat, vor. Ich mag und bewundere, was er mit Tusche aufs Papier zaubern kann.


Als ich heute das aktuelle Magazin „Metropole Ruhr“ durchblätterte, fand ich zu meiner großen Freude auf der Seite 30 eine ganzseitige, herrlich gelungene Karikatur von Jesse Krauß, die den Oberhausener Gasometer im Jahre 1953 zeigt, auf dem sich zwei Arbeiter gerade bei ihrer Butterpause ziemlich „verrückte Zukunftsgedanken“ zurechtträumen: was man wohl alles mit der „Tonne“ machen könnte, so irgendwann, in ganz ferner Zukunft…

Und alles ist wahr geworden…

Großartig. Oder?

Bis die Tage!

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Weltuntergang und Klopapier.

Verdelli! Wenn heute wirklich der Weltuntergang stattfände, wäre es doof:
ich hab noch so viel Klopapier aus der Coronazeit übrig.

Vielleicht geht ja alles gut.

Falls ja:
dann bis die Tage!

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Bücher.

 

 

BÜCHER.
von Hermann Hesse

Alle Bücher dieser Welt
bringen dir kein Glück,
doch sie weisen dich geheim
in dich selbst zurück.

Dort ist alles, was du brauchst,
Sonne, Stern und Mond,
denn das Licht, wonach du frugst,
in dir selber wohnt.

Weisheit, die du lang gesucht
in den Bücherein,
leuchtet jetzt aus jedem Blatt –
denn nun ist sie dein.


 

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Lachen, Streiten & Lauschen. Am 7. Juni 2024 – in der Buchhandlung Platzer in Essen-Steele. Wer kommt?

Am 7. Juni 2024, einem Freitag, darf ab 20 Uhr in der Essen-Steeler Buchhandlung Platzer herzlich gelacht und leidenschaftlich gestritten werden.

Adolf Winkelmann ist Filmemacher, seine „Abfahrer“ und „Jede Menge Kohle“ sind Klassiker, und seine „Fliegenden Bilder“ auf dem Dortmunder U sind das Wahrzeichen der Stadt.

Lothar Gräfingholt, seit kurzem grauhaariger Jungautor („Die Colliers der Kanzlerin“) lebt in seiner Geburtsstadt Bochum. Sein beruflicher Mittelpunkt befand sich in der Nachbarstadt Essen. Hier war er mitverantwortlich für den Bau des Wahrzeichens „RWE-Turm“. Er stellt dazu fest: „Die Antenne ist keine Antenne…“

Werner Boschmann, engagierter Taubenzüchter und Buchverleger, hat sein Leben weitestgehend in Bottrop verbraucht.

Winkelmann, Gräfingholt und Boschmann lachen und streiten echt gerne und möchten dies mit den Gästen der Veranstaltung in der wunderbaren Buchhandlung Platzer tun, und zwar über Behauptungen, die unser Ruhrgebiet betreffen.

Lachen und streiten Sie mit?

Dann melden Sie sich bitte bei Annemarie Platzer unter Info@platzer-buch.de
Oder telefonisch 0201-511145.

Freitag, 7. Juni 2024  ab 20.00 Uhr.
Westhoffsche Buchhandlung Platzer
Paßstr. 32
45276 Essen-Steele

PS: Kleiner Vorgeschmack, über welche Behauptungen wir* lachen und streiten möchten:

1) „Das Land zwischen Rhein und Ruhr wird eine einzige europäische Großstadt werden, in der alles Neue, alles Entscheidende geboren wird, nicht nur auf dem Gebiet der Technik, sondern auch auf dem der Kunst.“
(Lisa Tetzner: „Im Land der Industrie zwischen Rhein und Ruhr“)

2) „Das Ruhrgebiet hatte immer Lust auf Zukunft, um dann festzustellen, wie schnell die Zukunft Gegenwart wurde und bald schon Vergangenheit war. Allein auf die Industriekultur können wir die Zukunft nicht aufbauen. Es braucht mehr.“
(Lothar Gräfingholt, aus dem Buch „Ruhrgebiet. Über uns!“)

3) „ Kann mir mal einer sagen, warum ich überhaupt noch hier bin?
’Das ist eine Dialogzeile aus ´Die Abfahrer’, die mich über Jahrzehnte begleitet hat. Wer hier lebt und es sich leisten kann, der denkt in regelmäßigen Abständen ans Abhauen. Das Ruhrgebiet ist einfach nicht für Künstler gemacht. Als Filmemacher ist man in einer Stadt wie Dortmund der Exot und wird nicht unbedingt liebgehabt.“
(Adolf Winkelmann, im Buch „Die Bilder, der Boschmann und ich“)


Das alles verspricht, ein herrlich lebhafter Abend zu werden, denn:
die Mischung* macht’s!
Sehen wir uns?

* Winkelmann, Boschmann, Gräfingholt

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Kennze noch Connebeff?

Verdelli, manche Begriffe aus der Kindheit bleiben für immer im Kopf
und fallen einem irgendwann spontan auch wieder ein.
Zum Beispiel „Connebeff!“
Genau so sprachen wir es damals im Ruhrgebiet aus.
Gab, und gibt es auch immer noch, in eckigen Dosen.

War wohl auch billiger, als richtiger Wurstaufschnitt.
Mochte ich als Kind sehr gern: ´ne Knifte mit Connebeff.
Knifte, Dubbel oder auch Butterbrot.
Obwohl da nie Butter, sondern Margarine drauf war.

Connebeff.

Mag ich immer noch. Hin und wieder.
Aber nicht mehr aus der Dose.
Und heute natürlich als Corned Beef.

Man hat sich ja zwischenzeitlich weitergebildet…

 


Foto: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Corned-beef-1.jpg   CC BY-SA 3.0
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Klebe oder Klatsche? – Das ist hier die Frage.

Datt ich vom Fußball so viel verstehe, wie Olaf Scholz vom Possen reißen,
ist hinlänglich bekannt.
Mein kleiner Podcastbeitrag „Ich bin fußballdumm!“ (siehe unten!) aus dem Jahre 2006 besitzt für mich immer noch Aktualität, bis auf die traurige Tatsache, datt der darin vorkommende Kaiser Franz nun nicht mehr lebt.

In letzter Zeit muss ich immer wieder an den WM-Liedtitel: „Fußball ist unser Leben“ von 1974 denken. Nein, nicht aus nostalgischen Gründen – weil ich gar nicht in der Lage wäre, mich an irgend ein Fußballereignis schwärmend zu erinnern.

Nein, et ist dieses „Stickern“, dat Zukleben von Verkehrszeichen, überwiegend mit Fan-Stickern lokaler Fußballvereine.
Mögliches Motto: „Fußball ist unser (K)leben.“

Datt einer, der beim Fußball „ne gute Klebe“  hat,
einen richtig tofften Schuß drauf hat, ist bekannt.
Wer aber Verkehrsschilder so sinnlos zuklebt,
der hat für mich eher „einen an der Klatsche“
– und den Schuss nicht gehört.

So, dat musste einfach mal raus.

Bis die Tage!

 


„Ich bin fussballdumm…“ (2006)

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Mein Leben als Verleger.

Freunde, es lässt sich vermutlich ohnehin nicht mehr länger geheim halten.
Meine Familie drängt auch schon länger, besonders meine Lieblingsfrau, doch endlich damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Heute ist also der Tag, an dem die Welt es erfahren darf:
Ja – es stimmt. Ich bin es wirklich.
Ich bin einer der größten Verleger in Deutschland.

Meine Karriere als Verleger begann vor vielen Jahren: die Kinder waren noch klein, das Gehalt ebenso. Doch schafften wir es immer, zumindest einmal im Jahr in den Urlaub zu fahren. Und hier trat mein Talent zum Verleger erstmalig zutage.

Wie es so ist, wenn man in Urlaub fährt, möchte man nicht, dass bei einem möglichen Einbruch während der Urlaubsabwesenheit den Tätern wertvolle Dinge in die Hände geraten.
Also lautet die Devise, sich pfiffige Verstecke für dat bissken Schmuck und wichtige Dokumente auszudenken. Verstecke, auf die ein möglicher Täter nie kommen würde: einfrieren von Geschmeide in der Tiefkühltruhe, Münzen in einer Tüte mit Erbsen/Bohnen/Linsen/Kaffee verstecken oder andere Dinge in Blumenerde vergraben….
(Diese Beispiele sind längst bekannt und gelten nicht als besonders sicher.)

Ich glaube, ich bin, was das Verstecken und das Verlegen von Dingen anbetrifft, nicht ganz ohne Phantasie, auf manches meiner genialen Verstecke muss man erst einmal kommen, jawoll!

Und hier befinde ich in einem Dilemma:
in den letzten Jahren passiert es immer häufiger, dass ich – entspannt und gut erholt aus dem Urlaub zurückkehrend – die von mir pfiffig versteckten Preziosen einfach nicht mehr wiederfinde.
Vor wenigen Wochen kamen wir von unserem Osterurlaub auf Langeoog wieder heim. In der Nacht vor dem Urlaub befreite ich mein Portemonnaie noch von diversen Plastikkarten, die ich auf der Reise nicht brauche (Bücherei-Ausweis, Kundenkarten etc.) – und versteckte sie an einen sicheren Ort, auf den garantiert niemand kommt.
Was soll ich sagen?

Weg. Unwiederfindbar weg. Bis heute. Vermutlich für immer. Verlegt und vergessen.
Ich bin sozusagen Opfer meiner eigenen Genialität.
Als Verleger bin ich einer der Größten.

Huldigungen gern nach Vereinbarung.
Ich suche nur noch meinen Terminkalender.

Bis die Tage!

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Vorlesen ist wunderschön. Lauschen auch.

Vorlesen ist wunderschön.

Hach, war das schön…
Ich durfte wieder einmal ein Vorlesekino veranstalten, und es gab viele große und kleine Menschen, die sich heute in die Aula einer Oberhausener Schule begaben, um zu lauschen und zu schauen, was die kleinen grünen Olchis, die ja auf einer Müllhalde in Schmuddelfing leben und dort eklige Sachen essen, wie Schuhsohlen, alte Fischgräten, Gummireifen mit Stinkerbrühe – und dabei auch Fahrrad-Öl trinken.

Einer vorgelesenen Geschichte zu lauschen wird für Kinder zu einer wunderbar entspannenden Wohlfühlzeit – und hat so ganz nebenher einen unschätzbaren Wert für ihre geistige und soziale Entwicklung. Vorgelesen zu bekommen fördert auf so angenehme Weise ihre Fantasie und ihren Sprachschatz.
Und: es verlockt zum Selberlesen.
Seit dem vergangenen Winter lese ich nun regelmässig wieder Schulkindern des Offenen Ganztags vor – und ich habe einen Riesenspaß dabei.
Vor zwei Wochen ist ein Mädchen dabei selig in ihrem kuscheligen Sitzsack eingeschlummert. Immerhin sind die Kleinen oftmals schon ab 07:15 Uhr in der Schule und verbleiben dann bis zum Abgeholtwerden am späten Nachmittag dort. Das macht müde…

Ich freue mich, miterleben zu dürfen, wie sie beim Geschichten-Lauschen zur Ruhe kommen, herzlich lachen, wenn es etwas Lustiges in der Geschichte gibt. Einfach nur schön.

Wenn sie kleinen Mäuse dann am Ende fragen, ob denn nächste Woche wieder vorgelesen wird, dann freue ich mich.

Wie ein Kind.

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Von Erwin mittem Schlach inner Buxe. Eine Vorbilderbuch-Empfehlung.

Es war die Zeit der Beatles, so um 1966, da wollte ich gern so sein wie Erwin Plaschke aus der Zechensiedlung „Graf Bismarck“ in Buer-Erle. Niemand aus der Gegend nannte ihn beim Vornamen. Erwin, dat war „der Plaschke“.
Sein Markenzeichen war die Pilzkopf-Frisur, exakt so wie die Beatles sie trugen – und „Schlach-Hosen“, unten weit ausgestellt. Plaschke hatte nicht nur „Schlach“ in den Buxenbeinen, sondern auch „Schlach“ bei den Mädchen. Egal, wo Plaschke auftauchte, waren auch Mädchen nicht weit.
Der Plaschke war auch Thema: „Hasse schon gehört, der Plaschke geht nich mehr mit der Uschi, der soll gezz mit der Elke zusammensein…“
Plaschke sprach nicht viel, aber, wenn er zu den Beatklängen aus der Musikbox in der Eisdiele auf den Tischen mit zwei Fingern den Schlagzeugpart perfekt nachtrommelte, waren alle begeistert. Plaschke, der war ein richtiger Typ.
So wie er wäre ich damals auch gern gewesen.
Gut, meine „Matte“ trug ich auch lang, hatte auch eine Pilzkopffrisur, die lag aber eben nicht so toffte, wie „dem Plaschke seine Matte“.
Und mit einigen Mädchen durchlebte ich ich durchaus einige heftige Verknalltheiten, aber, wenn es drauf ankam, war ich mit dem ersten Knutschversuch meist zu zögerlich und traute mich nicht. Schüchtern eben.
Der Plascheke aber – der konnte dat. Der war so etwas wie ein Vorbild für mich. Damals, aus der pubertären Sicht eines 15jährigen.

Ich hatte den Plaschke eigentlich längst vergessen, doch vor ein paar Tagen bekam ich Lust darauf, ein Buch noch einmal, zum zweiten Mal zu lesen, was bei mir eigentlich so gut wie nie vorkommt. Titel: VORBILDERBUCH
Der Titel und „Kleine Galerie der Menschlichkeit“ als Untertitel lassen vielleicht nicht spontan erahnen, wie kurzweilig, spannend, lustig – und nachdenklich machend dieses Buch ist.

Da schreiben 33 (!) Autoren aus dem Ruhrgebiet etwas über Menschen, die ihnen in ihrem Leben begegnet sind, die ihnen etwas mitgegeben haben, sei es der „Klümpken-Fielosof“ vonne Bude, oder ein Lehrer, ein Lügenbaron aus Bochum, ein Lebenskünstler, ein Kumpel, der klauende tolle Dieter aus Gelsenkirchen-Erle, oder Großtante Maria, die alle „Tammaria“ nannten….

Beim Lesen dieser vielen, absolut kurzweiligen Geschichten passierte es dann: mir kamen plötzlich Menschen in den Sinn, die ich längst vergessen habe. Menschen, die mir irgendwo in meinem Leben einen kleinen Schubs gegeben haben, Vorbilder oder Begleiter für eine bestimmte Zeit meines Lebens, ohne die ich vielleicht andere Entscheidungen für mich getroffen hätte, die Eigenschaften an mir oder Einstellungen in mir verändert haben.

Ohne dieses „Vorbilderbuch“ wäre mir Erwin Plaschke vermutlich nie mehr in den Sinn gekommen. Er war auch nur für eine kurze Episode meines Lebens so etwas wie ein Vorbild. Vielleicht eher eine Art schillerndes Idol, denn mit vorbildlichen Tugenden war Plaschke bestimmt nicht ausgestattet.

Später begegneten mir andere Menschen, die hier und da an kleinen Schräubchen, Rädchen und Weichen meines Lebens drehten, und es vielleicht bis heute gar nicht wissen, dass ich ohne sie vielleicht ganz woanders gelandet wäre. Und wer weiß, wen ich noch alles treffen werde?

Ach ja: das Buch!  🙂
Das ist so ein Leseschätzchen, das mich beim vergnüglichen Lesegenuss an manche Weggefährt/innen erinnern ließ. Empfehle ich aufrichtig gern.

VORBILDERBUCH
Kleine Galerie der Menschlichkeit
240 Seiten · gebunden · mit Lesebändchen · 9,90 €
Umschlag: Ilse Straeter
ISBN 978-3-942094-95-5
Verlag Henselowsky Boschmann
Regionaler Literaturversorger Ruhrgebiet

„Wir sind aus dem Ruhrgebiet, wir sind altmodisch, wir haben Vorbilder. Sie bedeuten uns sehr viel. Denn wer keine Vorbilder mehr nötig zu haben glaubt, der hat sich aufgegeben und ist auf dem Weg in die Barbarei. So ist dieses Buch der Vorbilder auch eine kleine Galerie der Menschlichkeit.“

 Hier mehr über das VORBILDERBUCH, und wie man es bekommt,


Das ist mir wichtig: wenn ich hier hin und wieder ein Buch beschreibe, das mir gefällt, so geschieht dieses stes ohne wirtschaftliches Interesse meinerseits, ohne Beeinflussung meiner Meinung und grundsätzlich ohne Gegenleistung, ausser vielleicht, dass die Freude der Autoren/ der Autorin/nen darüber mein ach so altes Herz erfreut. Alles klar?

Bissi Tage!

 

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