Von Fußballspannung und guter Laune

Verdelli, war dat heute spannend.
Datt ich zu den wenigen Menschen gehöre, die als fußballdumm gelten, dürfte bekannt sein. Für viele unverständlich, bin ich doch genau dort aufgewachsen, wo man später dat Schalker Parkstadion hingebaut hat: in Gelsenkirchen-Erle zwischen Buer und Berger Feld.
Mein größtet persönlichet Erlebnis in diesem Stadion war ein Konzert der Rolling Stones – nich Fußball. Vielleicht is mir ja als Kind durch eine fehlerhaft gemischte Schluckimpfung lebenslange Immunität gegen diesen Sport zugefügt worden. Und so bin ich staunender Beobachter der kundigen Menschen um mich herum, die sich die Namen aller wichtigen Vereine, ständig im Wechsel befindlichen Akteure, Trainer – und dazu noch Tabellenstände merken können.
Ich wär´mit sowatt völlig überfordert.⁸

Aber heute – heute war et richtig spannend, sogar für mich.
Immerhin ging et, wenn ich nix durcheinander bringe, darum, ob Dortmund oder Bayern Deutscher Meister wird, und ob et Schalke noch gelingt, nich abzusteigen.
Also mit dem guten, alten Kofferradio ab in die Sonne auf den Balkon – und WDR 2 einschalten, wie früher hier im Kohlenpott bei der samstäglich kollektiven Autowäsche auf der Straße: Bundesliga live lauschen.

Ist aber anders gekommen.
Und gezz gibt et bestimmt viele, für die eine Welt zusammenbricht, die traurig und enttäuscht sind. Die ihre Hoffnung auf die Meisterschaft oder auf das Verbleiben in der ersten Liga begraben mussten, und so ihre gute Laune verloren haben.
Da hilft auch kein Trösten.

Ich weiss ja nich, ob et hilft, aber neulich fand ich im Modehaus Charme & Anmut dieset zweifelfafte Angebot:

Ganz ährlich? Ich glaub nich, datt dat funktioniert.
Zumindest nich hier bei uns im Pott.
Und erst recht nich nach so einem Schlamassel.

Allet, allet Gute und – bis die Tage!

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Hier gibt Pommes. Und Gedöns.

Stehse auf´m Gasometer im Sturmesbrausen
und alles watte siehs is Oberhausen…

Ich stand heute nicht auffem Gasometer, sondern auf „Slinky Springs to Fame“ – der bunten Brückenskulptur, die über den Rhein-Herne-Kanal vom Kaisergarten zum gegenüberliegenden Sportpark führt.
Und wenn man von dieser tollen Brücke auf der Sportparkseite nach unten schaut, findet sich hier ein kleiner Biergarten mit einer knuffigen Bude mit dem Namen „Kanale Grande“, auf der zu lesen ist:
„Hier gibt Pommes“ aber auch „Bierchen und Gedöns“.
Eben allet, wat der Mensch inne Freizeit braucht.
Weisse gezz Bescheid?

Die Wurst aufm Grill am Rhein Herne Kanal,
oder Pommes rot-weiß aufer Hand, ganz egal
Kannse Samstags Abend nen Bierchen trinken
zwischendurch mal nem Schiffchen winken.
Wer is schon so blöde spazieren zu gehen
wenn bei Ebbe anner Emscher die Winde wehen?

Stehse auf´m Gasometer im Sturmesbrausen
und alles watte siehs is Oberhausen

Text: Gerburg Jahnke/Stephanie Überall


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Männerlast.

Männerlast.

Lo Hand

Schwer ist die Last
die er mühsam hinter sich herzieht.
Schweiss rinnt ihm über die Stirn.
Durchnässt sein Hemd.
Sein Blut pulsiert, lässt seine Adern schwellen.

Schwer ist die Last.
Jeder Schritt fällt ihm schwer.
Sein Blick scheint verschleiert.
Schwindel. Taumeln.
Unwirklich, die Welt.
Als ob der Boden unter ihm schwankt.

Schwer ist die Last.
Immer noch.
Und es ist warm.
Ihn dürstet.
Und sein Weg ist noch lange nicht zuende.
Ein müder prüfender Blick nach hinten
zeigt ihm, dass nichts von seiner Fracht verloren ist.
Es wäre auch zu schade
um das Bier in seinem Vatertags-Bollerwagen.


Lothar Lange



Dieses ist ein recycelter Beitrag aus den Vorjahren,
der anlässlich des hohen Feiertags für echte Männer
noch einmal hervorgeholt wurde.

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Ist Mülheim/Ruhr jetzt Kurort?

Komisch! Davon stand gar nichts in der Zeitung!
Is Mülheim/Ruhr gezz Kurort? Und kurtaxenpflichtig?
Dat wäre doof: ich wohne ja direkt an der Stadtgrenze zu Mülheim
und kaufe dort fast täglich ein.
Gezz kann ich nur hoffen, datt die Krankenkasse wat dazutut,
wenn ich in Mülheim „nach Aldi“ einkaufen gehe,
denn genau dort hängt aktuell dieses Plakat:

 

Verdelli! Immer wieder wat Neuet!

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Der König muss zum Kapper!

Kenzze dat? Du stehss im Supermarkt inner Schlange anner Kasse, und Du merkss, datt et von irgendwoher müffelt. Nich nach Äpfeln oder Nüssen! Du guckst Dich um, und merkst schnell, woher der „Wind“ weht: et is der etwas betagtere Mann vor Dir, der unrasiert dasteht und etwas ausdünstet, wat Dich olfaktorisch verwirrt und Dir spontan den Atem nimmt – fleckige Buxe mit Beulen, speckiger Hemdkragen, aus dem man eine schöne dicke Bouillon kochen könnte, talgig glänzende Haare, die seit langem wild und naturbelassen bis in den Nacken und auch büschelweise aus seinen Ohren gewachsen sind.

Du kannst Dich gar nicht dagegen wehren: Du packst den in die Schublade „ledig, alleinstehend, ohne Frau, oder schon ewig bei der alten Mutter lebend, die sich den Stallgeruch teilen“. Solche Männer verwahrlosen irgendwann.
Irgendwann is die Mutter tot, wat bleibt, is der Stallgeruch. Ungeteilt.

Gestern sah ich wieder so einen. Riechen konnte ich ihn nicht, dafür war er knapp 500 Kilometer Luftlinie von mir entfernt. Gut, er war ein bissken besser, wenn auch eher ungewöhnlich gekleidet. Aber vom Kopp her passte der in die gleiche Schublade, wie der Mann vor mir anner Supermarktkasse: glänzende Haare, wildet Wachstum bis tief innen Nacken rein und ausse Ohren raus. Und die Mutter tot.

Wat komisch dabei is: der hat zwar ´ne Frau, aber die war et vielleicht auch gewohnt, datt seine Mutter immer dat Sagen hatte, und vielleicht hat die Mutter auch immer zu ihm gesacht: „Boy, you don’t need a haircut. Otherwise the people will see your ears…“

Und dann isser eben nich zum Kapper* gegangen. Nich mal am Tach seiner Krönung.
Am Geld kannet ja wohl nich gelegen haben, oder?

…meint not amused


*Kapper = niederländisch für Friseur. Der Begriff ist aber auch im Ruhrgebiet gebräuchlich.

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Frühstück mit King Charles

Verdelli, wat den heutigen Morgen angeht, is dat schon ein bissken schwierig.
Wer mich kennt, weiss, datt ich für morgens nicht geeignet bin.
Ich brauch einfach länger, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Isso.
Ich bin auch kein Morgenmuffel, weil, die haben ja schlechte Laune.
Hab ich nich, so lange ich nich sprechen, oder ´ne Entscheidung treffen muss.
Und genau dat isset, wat den Morgen heute Morgen so schwierig für mich macht:
heute kricht der Könich aus dem Land, wo se alle falschrum fahren und dat Essen nich schmeckt, die Krone über seine Segelohren gestülpt, wat ja ein ganz besonderet Welt-Ereignis is.

So, und gezz kommt dat Schwierige mit dem Entscheiden am frühen Morgen für mich: nehme ich zum Frühstück ein Pülleken KöPi* – oder doch lieber den Kaffee mit der Krönung?

Dat Leben ist nich einfach. Erst recht nich morgens.
God shave the King.

 


*KöPi = König Pilsener, Slogan: „Heute ein König!“

 

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Schnäppchen für Klebtomanen

Wat ein Zufall!
Da, wo ich gern all die Dinge für den täglichen Bedarf einkaufe,
ist derzeit Sekundenkleber im Angebot.

Ein echtet Schnäppchen für asphaltverliebte Klebtomanen.

Sonnneblumenöl ist aber im Preis gleich geblieben.

Bis die Tage!


Foto mit klebendem Stiefel von Ryan McGuire auf Pixabay
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Pfand gehört daneben!

War das ein schöner letzter April-Tag gestern: ein Wetter „zum Hemdhochheben“, mit so viel Sonnenschein, der nach draußen lockte. Unser Weg führte uns, wie so oft, nach Düsseldorf an den Rhein – und wir waren nicht die einzigen mit dieser Idee.
Unzählige Menschen säumten gehend, joggend, flanierend oder radfahrend die Rheinuferpromenade. Nicht nur die Sonne lockte, sondern auch die vielen Lokalitäten bei den Kasematten und eine Kirmes direkt am Wasser. Dazu strömten jede Menge fröhlicher (und friedlicher) Fußballfans in Richtung Arena, wo Fortuna den Karlsruher SC empfangen sollte.

Was mir besonders positiv auffiel, waren die vielen leeren Pfandflaschen, die beinahe „ordentlich“ an der Ufermauer, neben Müllbehältern oder auf anderen ebenen Flächen abgestellt waren. Ein wunderbare, menschliche Geste der Solidarität den armen Menschen gegenüber, die täglich versuchen, ein paar Euro durch Flaschenpfand zusammen zu bekommen, um sich ein warme Mahlzeit oder anderes leisten zu können, für das ihnen das Geld zu knapp ist.
Die Flaschen „daneben“ zu stellen, erspart den Flaschensammlern das unwürdige Suchen und Stochern in Müllbehältern.

Bei der ollen Tante Gugel fand ich dann auch passend dazu einen Link zu einer Initiative mit dem Slogan PFAND GEHÖRT DANEBEN

„Pfand gehört daneben“ ist ein Herzensprojekt zugunsten von Pfandsammlern. Es ist unsere Vision eine soziale Bewegung innerhalb der Gesellschaft und der Getränkehersteller zu schaffen, um das Pfandsammeln zu erleichtern. Dass das nicht die Lösung des Grundproblems ist, ist klar. Wir werden Armut damit nicht abschaffen. Aber wir können einen ganz kleinen Beitrag leisten, um die Situation von pfandsammelnden Frauen und Männern zu verbessern. Denn entweder du stellst die Flasche daneben, oder du lässt die Leute im Mistkübel wühlen.“

Mirco Wolf Wiegert, Schirmherr von „Pfand gehört daneben“


Großartig! Und während ich das hier schreibe, kommt mir der Gedanke, ob es nicht sogar sinnvoll wäre, das Flaschenpfand zu erhöhen. Vermutlich ist das aber nicht zuende gedacht, weil dann wohl weniger Menschen auf die Erstattung des Flaschenpfands verzichten würden, was wiederum nachteilig für die Sammler wäre.

Traurig genug, dass in unserem Land so viel sichtbare Not besteht…,

meint

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Alltagsmenschen – liebenswerte, harte Typen in Rees am Niederrhein

Immer wieder sind sie mir irgendwo einmal unterwegs begegnet, diese harten, schwergewichtigen und liebevoll gestalteten Typen, die lebensgroß und verblüffend lebenssecht wirkend an verschiedensten Orten in Deutschland herumstehen, auf Bänken sitzen, über Mauern schauen oder von Schwimmreifen aus Beton „getragen“ im Wasser zu schwimmen scheinen:
die ALLTAGSMENSCHEN von Christel und Laura Lechner

Ein Zeitungsartikel machte mich heute morgen darauf aufmerksam, dass in der kleinen Stadt Rees am Niederrhein aktuell 52 dieser Figuren überall im Ort verteilt zum Bestaunen aufgestellt sind. Also: nix wie hin!
Und es hat sich gelohnt. Herrlich, wie detailgetreu diese Alltagsmenschen verarbeitet sind. Es könnte durchaus passieren, dass man es im Vorbeigehen nicht sofort bemerkt, dass die mollige Dame dort auf der Bank und der prollige Kerl in Joggingbuxe und Feinripp-Unterhemd nicht aus Fleisch und Blut bestehen. Großartig!

Ich habe einige Fotos – und auch ein kleines Video davon gemacht.

Noch bis zum 27. Juni 2023 können die Alltagsmenschen in Rees bestaunt werden. Es werden auch Führungen angeboten.

Infos und Flyer gibt es hier.

Hier das kleine Video von heute. Viel Freude beim Betrachten!

Bis die Tage!

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SCHREIB!


Bekannt ist, dass ein Klempnersmann
sogar vom Dichten leben kann.

In einer Bremer Buchhandlung erstand ich einmal eine Postkarte, dir mir spontan gefiel, weil auf ihr nichts weiter, als die Aufforderung „SCHREIB!“ zu lesen ist.  Dazu kaufte ich mir einen kleinen passenden Bilderrahmen und platzierte beides an die Wand, vor der mein Schreibtisch steht. In Augenhöhe, damit ich diesen sympathischen Imperativ stets im Blick habe. Dabei ist es gar nicht notwendig, mich zum Schreiben aufzufordern, denn ich schreibe aufrichtig gern. Was mir gerade so in den Sinn kommt. Und das ist sehr häufig der Fall. Blödsinn, Gedankensplitter, Erinnerungen, Reime. Au ja: Reime. Irgendwie mache ich mir auf alles Mögliche einen Reim. Eine lustige Macke, gegen die ich mich auch überhaupt nicht wehren will. Nicht immer alles dazu geeignet, in die Welt hinausgelassen zu werden. Und so schlummern begonnene oder auch beendete, und manchmal auch vergessene Texte irgendwo  auf meinen Festplatten. Hin und wieder wundere ich mich, wenn ich auf sie stoße: das hab ich mal geschrieben? Vielleicht ist das Schreiben eine Art Ventil, mag sein. Denn irgendwie muss der Unsinn ja heraus.

Wie gut, dass ich nicht vom Schreiben leben muss. Denn es gibt  viele Tage, da fällt mir überhaupt nichts ein.  So wie heute. Und darum habe ich das hier auch gar nicht geschrieben…..

Oder doch?

 

 

 

 

 

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