Ich steh´ auffem Schlauch.

Verdelli, datt ich mich mal an sonnem Glücksspiel beteilige, hätte ich auch nie gedacht. Und erst recht nich, datt dat bei mir zur Regelmässigkeit wird.
Nee, sowat wär mir nie in´n Sinn gekommen.
Ich mach et trotzdem. Und dat immer – und immer wieder.

Also nich, datt ich süchtich bin. Bin nich nich. Ischwör!
Aber ich kann damit nich aufhören.
Wat happich schon allet versucht, et ganz sein zu lassen. Aber et is nich möchlich.
Ich brauch dat. Und ich brauch auch diesen Stoff.
Und dat wissen die Dealer. Und die nutzen et aus, machen mit mir, wat se wollen.Spielen mit mir Katz und Maus, drehen den ganzen Tach den Zeiger an ihrem Glücksrad, auf dem die Preise für den begehrten Stoff aufgemalt sind, und lachen sich kaputt über mich, weil ich nie weiss, wann ich am günstichsten zuschlagen kann, um an mein flüssiget Gold zu kommen.

Wie neulich, morgens, kurz nach neun. Ich komm anner Tankstelle vorbei, zeicht die Preistafel einen Literpreis für Super von € 1,78
Hömma! Drei Stunden später is die gleiche Suppe schon für € 1,71 Euro zu kriegen.

Egal: am Namittach, kurz nach Drei verticken se den Liter für € 1,68

Und am Abend um 20:00 Uhr, wenn allet am Tagesschau gucken is, krisse die Pampe billiger – wie vonne Resterampe – für schlappe € 1,64 Euro.

Dat hat doch nix mit Handel oder mitte alte Tugend vom ehrbaren Kaufmann zu tun: dat is entweder Glücksspiel, oder se wollen Dich vonne Tagesschau weglocken, damitte nich schlau wirst!

Dat sind allein bei ´ner Tankfüllung von fuffzich Liter ganze sieben Euro Unterschied zwischen Morgens und Abends für ein und dieselbe Ware. Da stimmt doch wat nich!

Ich tippe mal auf Glückspiel, denn sonne Tanksäule, die unterscheidet sich doch in nix von einem Glücksspielautomat, weil et doch oft so is, datt gerade in dem Moment, wo Du auffe Tankstelle fährst, der Preis wieder hochgegangen is, und Du et erst beim Bezahlen merkst. Dat issen absolutet Glückspiel!

Ich hab mal die olle Tante Gugel befragt, die weiss ja allet. Und da steht:

Die Bundesregierung hat sich darauf verständigt, zu unterscheiden, ob eine Glücksspielart ein hohes oder ein niedriges Suchtpotenzial aufweist und sie entsprechend als legal oder als illegal einzustufen. Bei Glücksspielautomaten besteht nach Auffassung der Bundesregierung ein erhöhtes Suchtrisiko.“
Und dat, so steht da weiter, „führt zu Reizbarkeit oder finanzielle Schwierigkeiten, so datt man sich bei Freunden oder Familie Geld leiht, Vernachlässigung des Umfelds und Stimmungsschwankungen.“

Ja, und gezz bin ich auch mit meiner Stimmung am Schwanken, denn – wenn die Bundesregierung dat Benzin-Preisroulette als Glücksspiel anerkennen würde, wär dat auch doof. Denn die würden doch sofort auf den Sprit auch noch die Glücksspielsteuer draufzuhauen. Mist!

Na Tankeschön! Gezz weiss ich auch nich mehr weiter-
Ich steh´auffem Schlauch.
Bissi Tage!
Signatur Lo von Kohlenspott

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Als die Autos noch freundlich winkten. Damals.

Als ich noch ein kleiner Ruhrgebietsköttel war, gab et noch richtig freundliche Autos. Und schön waren sie: die BMW-Isetta, der VW-Käfer, die Borgward Isabella, der Opel Rekord….
Die Autos meiner Kindheit hatten nicht nur eine hübsche Form, sondern sie winkten auch sehr freundlich, wenn sie um die Ecke bogen.
Da fuhren kleine Ärmchen aus Metall oder Bakelit aus der Seite der Karosserie heraus und zeigten höflich gelb-orange leuchtend an, wohin der Fahrer/die Fahrerin zu rollen gedachte. Wirklich. Winker nannte man sie.
Dat war noch im vorigen Jahrhundert, in den goldenen Tagen des Straßenverkehrs, als Höflichkeit noch serienmäßig war.

Tja, und dann kam der technische Fortschritt: der Blinker. Eine richtig dolle Erfindung! Man musste keinen Arm mehr ausfahren, kein Fenster herunterkurbeln – ein kleiner Klick, und schon blinkte ein gelbet Licht, dat allen zeigte: „Ich habe vor, gleich umme Ecke zu biegen, und ihr dürft dat wissen!“
Doch diese Ära scheint auch vorbei zu sein. Winker gibt et nich mehr, und die neumodischen Blinker sind mittlerweile zu seltenen Erscheinungen geworden.

Guck Dich einfach mal um: et gibt die schönsten Autos, vom knuffigen Stadtflitzer bis zum Drei-Tonnen-SUV mit mehr Elektronik an Bord als ein Passagierflugzeug.
Aber kaum einer von denen blinkt!

Et muss einen Grund dafür geben. Vielleicht sind Blinker einfach zu teuer geworden?
Oder kann et sein, datt Blinker inzwischen zum teuren Sonderzubehör, irgendwo zwischen Sitzheizung und Massagesitz, zählen?
„Blinkerpaket Komfort Plus – ab 1.299 €, nur in Verbindung mit dem Fahrtrichtungs-Upgrade.“ Oder als Abo-Modell:
„Für nur 9,99 € im Monat – Ihr persönlicher Blinkerzugang! Jeder Klick zählt.“
Erster Monat gratis, und dann wird vergessen, dat Probe-Abo zu verlängern

Kann et vielleicht sein
, datt die Autohersteller die Blinker einfach in die Luxusklasse verbannt haben? Schließlich sind die dicken Karren heute mit allem Möglichen ausgestattet: LED-Matrix-Scheinwerfer, 12-fach verstellbare Massage-Sitze, Sprachsteuerung, Kaffeemaschine, ThermoMix für den kleinen Hunger zwischendurch..
Aber wenn et um Blinken geht? Funkstille.

Gibt et sowat wie Blinkscham? Datt Autofahrer vielleicht dat Blinken als Zeichen von Schwäche empfinden? „Warum soll ich anderen verraten, wohin ich fahre? Nachher denken die alle, ich wäre Rechtsabbieger.“ Ein bissken Geheimnis muss bleiben!
Vielleicht haben manche Fahrer/innen aber auch schlicht Angst, der Blinker könnte zu heiß werden, wenn man ihn zu oft benutzt.
Man will ja nich hinterher Schuld sein anner Erd-Erwärmung.

Oder isset dat Gerücht bei Twitter-X, datt die kleine Blinkerbirne nich länger als ein Jahr hält, und datt et Ersatzbirnen nur gegen Bares im dunklen Hinterzimmer zwielichtiger Schrauberwerkstätten gibt?
Kann aber auch sein, datt manche glauben, dat Auto spüre intuitiv, wann man abbiegen will – dank künstlicher Intelligenz, Fahrerassistenz-System und göttlicher Eingebung.

Oder liegt et daran, datt moderne Autos einfach zu beschäftigt sind?  Die müssen sich schließlich um so vielet kümmern: Abstand halten, Spur finden, Notbremsen, Navigieren, sich mit dem Smartphone verbinden, den richtigen Song auswählen. Da bleibt keine Zeit mehr für dat kleine, bescheidene Blinklicht.

Wat willze machen? So rollt der moderne Verkehr dahin – elektrisch lautlos, majestätisch, undurchschaubar. Jeder fährt, wie er will, und alle wissen: Wer blinkt, ist entweder ein Idealist, eine Mimi, oder altmodisch.

Ich für meinen Teil vermisse die Zeiten, als ein kleinet gelbet Licht noch mehr sagte als tausend Worte: „Achtung, ich biege gleich ab. Ich bin höflich. Ich denke an euch.“
Heute ist dat Blinken fast schon ein romantischer Akt – ein Relikt aus einer Ära, in der Kommunikation auffer Straße noch wat galt. Vielleicht sollten wir den höflichen kleinen Winker wieder einführen. Als Retro-Accessoire.

So bleibt uns nur, voller Bewunderung zuzugucken, wie moderne Autos, blinkbefreit, still und geheimnisvoll durch den Verkehr gleiten.
Ein stummet Zeichen der Individualität.
Wer böse Überraschungen liebt, braucht vermutlich keine Kommunikation.

Bis die Tage!
Man blinkt sich!

 

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Turbulenzen am Gepäckband.

„Meine Damen und Herren, hier spricht Ihr Kapitän: vor uns liegt eine Schlechtwetterfront und wir erwarten einige Turbulenzen. Der Bordservice wurde soeben eingestellt. Bitte benutzen Sie nicht mehr die Waschräume und begeben Sie sich auf Ihre Plätze und bleiben angeschnallt – es wird etwas schütteln!“

Draußen ist es stockdunkel. Es wird still im Flieger. Die junge Frau neben mir hat sichtbar Flugangst, greift die Hand ihres Partners und schließt die Augen. Als die Maschine zu wackeln beginnt, atmet sie heftiger, dann weint sie still. Die Turbulenzen wollen auch nach über zwei Stunden kein Ende nehmen.
Der Kapitän meldet sich noch einmal aus dem Cockpit und bedauert, nicht höher steigen zu dürfen, da ihm wegen des anderen Flugverkehrs keine Erlaubnis hierfür erteilt wurde.

Ich bin auch kein Held, lenke mich aber mit Lesen ab. Das geht ganz gut, doch wenn die Maschine heftiger durchgeschüttelt wird, erfasst mein Verstand in diesen Momenten nicht den Sinn der gedruckten Zeilen und ich gebe zu, mich dann auch machtlos der Situation ausgeliefert zu fühlen, zu hoffen, dass es auch dieses Mal wieder gutgehen wird.

Es bleibt weiterhin still im Flieger. Kaum jemand spricht. Nur ein kleiner Säugling schreit sich sein Stimmchen ohne Pause heiser. Vermutlich der Druck auf seine kleinen Ohren. Auf den Deckenmonitoren flimmert irgendein amerikanischer Kinofilm. Tonlos für die Passagiere ohne Ohrstöpsel, die aber trotzdem hinschauen, vermutlich, um sich von ihrer Angst abzulenken. Endlich fliegt die Maschine wieder ruhiger. Der Landeanflug auf Düsseldorf wird angekündigt, der Sinkflug eingeleitet. Gespräche werden wieder aufgenommen. Die Erleichterung ist deutlich spürbar.
Landung. Sanft. Die Maschine bremst mit Schubumkehr ihr hohes Tempo rasch herunter.

Endlich wieder am Boden.
Durchatmen. Vereinzelt wird applaudiert und trotz der Durchsage, bis zum Stillstand der Maschine bitte noch angeschnallt zu bleiben, ist das Öffnungskonzert klickender Gurtverschlüsse zu vernehmen, obwohl wir immer noch rollen.
Der Mittelgang füllt sich, alles blickt nach vorn.
Meine Diagnose: spontane, virulente Fluchtdendenz, sichtbar vom Stalltrieb begleitet, wie man ihn eigentlich nur von Pferden kennt: „.. bloß raus aus dem Flieger – nach Hause…….!“

Schon wenige Minuten später im Flughafengebäude…

Der Run auf das Gepäckband beginnt..
Während noch vor wenigen Minuten die meisten der Mitfliegenden kurz davor standen, sich vor lauter Schiss um ihr Leben einen saftigen Klecks in die Buxe zu machen, kleinlaut und leise, vielleicht sogar demütig an ihren Gott gebetet haben, sind sie am Gepäckband nicht mehr wiederzuerkennen, denn plötzlich übernimmt das alte Neanderthaler Stammhirn das Kommando.

Jeder drängt und sucht sich eine günstig Stelle, von der aus er sofort erkennen kann, dass sein Koffer ankommt. Die Smartphones, schon im im Flieger direkt nach der Landung vom Flugmodus befreit, gezückt: „Ich bin gerade gelandet. Ja, nee – aber dat Band läuft noch nich!“

Das Band steht. Eigentlich logisch, denn der Flieger muss ja erst entladen werden.
„Mann, wat dauert dat wieder! Sind die am streiken?“
Nörgeln und meckern steigert sich, bis das Band dann endlich anläuft.
Auf dem schwarzen Gummi machen zunächst nur vereinzelte Gepäckstücke ihre Runde.
Es kommt nun Bewegung in den Pulk der Koffergierigen.

Und ich warte.
Auf den einen Satz, der immer kommt. Immer.
Wetten, dat meiner wieder der Letzte is? Pass auf, dat isso! Wetten?
Ich höre ihn und fühle mich wieder einmal bestätigt.
„Mooment, ich muss hier eben durch! Da kommt meiner!“, schiebt sich jemand mit Schmackes von hinten nach vorn.
Die Lücke hinter ihm schließt sich sofort.
Er wuchtet seinen Koffer vom Band und hat redlich Mühe, mit seiner Beute wieder durch die sofort nachgerückten Drängler zurückzukommen.

Gerade eben noch fast ´n Klecks inner Buxe aus Schiss vorm Abstürzen, gezz wieder Ungeduld, Hauen und Stechen wegen der paar Minuten Lebenszeit, die es braucht, bis die Koffer aus dem Flieger aufs Band zu ihren Eigentümer kommen.

Wat soll man da sagen?
Dat sind für mich die wahren Turbulenzen…

Bis die Tage!

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Wunschtraum: einen Tag der Deutschen Reinheit. Wie einst in den 50ern: Samstag ist Badetag!

Ich wünschte, es gäbe auch (mindestens) einen Tag der Deutschen Reinheit.
In den 50er Jahren, der Zeit meiner Ruhrgebiets-Kindheit gab es ihn tatsächlich, die Älteren werden sich erinnern, sogar wöchentlich: denn Samstags war Badetag!
Da wurde die Zinkwanne in der Wohnküche aufgestellt, Badewasser auf dem Kohleofen erhitzt, und in die Wanne geschüttet.
Der besondere Luxus war das Hinzugeben einer orangefarbenen, etwa handtellergroßen Sprudeltablette namens „Fichtennadel-Tannenbad“, die sich im Wasser sprudelnd auflöste, und das Wasser sofort leuchtend grün werden ließ. Und es duftete nach Wald, oder nach dem, was wir Kohlenpottkinder für Waldgeruch hielten. Je nach Anzahl der Personen, die dieses Badewasser nacheinander nutzen durften, bildete sich am Wannenrand eine Art gräuliche Schmand-Schicht. Der Letzte hatte eben Pech: das Wasser war nicht mehr ganz so warm, und der Schmand-Rand war erheblich dicker. Meist gab es nach dem Bad dann auch ´ne frische Unterbuxe für die Woche.
So war es wirklich.

Und heute? Heute kostet Seife so gut wie nix.
Und trotzem passiert es wieder: es ist noch Vormittag. Ich lege an der ALDI-Kasse meinen Einkauf aufs Band – und bemerke: hier müffelt es! Nein, es müffelt nicht nur: es stinkt! Und es ist kein „Es“, was da so furchtbar stinkt, sondern es ist ein Mensch, vor mir oder hinter mir. Eine brutale Mischung aus Schweiß, Zigarettenrauch, Küche, ranzigem Haartalg, nassem Hund und manchmal auch – sorry – Urin, um das Wort Pisse nicht zu bemühen.

Der Stinker oder die Stinkerin ist schnell ausgemacht: erkennbar an dem talgig glänzenden Haar, dessen Fettgehalt durchaus eine schöne dicke Bouillon hergeben könnte, weil es schon lange nicht mehr gewaschen sein dürfte – an den grauweißen Schuppen auf den Schultern, die an leichten Schneefall erinnern, den tabakgelben Fingern, dem speckigen Hemdkragen – obwohl: nicht unbedingt immer an der Kleidung, denn auch ordentlich gekleidete Menschen mit Scheu vor Wasser und Seife spendieren gern und großzügig Riechproben ihres Duftdrüsen-Odeurs oder ihres Stallgeruchs an die hilflose Menschheit. Am liebsten dort, wo der oder die Beschenkte sich gegen die guten Gaben nicht wehren kann: bei Aldi vor der Kasse, im Büro, in Bahn, Bus, Zug, im Aufzug, wobei Letzteres den Tatbestand der vorsätzlichen Körperverletzung erfüllen dürfte.

Verdelli – wie ist es nur möglich, dass Menschen in unserem Wohlstandsland, in dem Seife wirklich nicht viel kostet, schon am frühen Morgen schon so stinken können? Vermutlich stinken sie nicht schon am frühen Morgen, sondern noch von gestern oder gar von irgendwann einmal.

Vor einiger Zeit las ich, dass strenger Körpergeruch in Japan als eine der häufigsten Belästigung gilt – gleich nach Macht-Ausnutzung, sexueller Belästigung, der Diskriminierung von Müttern am Arbeitsplatz sowie Mobbing. Und dass „Müffeln“ dort geächtet ist, und japanische Unternehmen sogar andere, auf Körperpflege spezialisierte Firmen damit beauftragen, sich mit der Reinlichkeit ihrer Mitarbeiter/innen zu beschäftigen.

Ja, diese Erlebnisse an der Aldi-Kasse empfinde ich als Belästigung. Manchmal habe ich den Geruch noch beim Wegfahren vom Parkplatz in der Nase und wünsche mir, Körperpflege müsste zur Bürgerpflicht werden, deren Nichtbeachtung eine kostenpflichtige Zwangswäsche in aller Öffentlichkeit mit eiskaltem Wasser zur Folge hätte.

O.K. ist nur so dahingesponnen.
Zumindest wünsche ich mir: Seife für alle!
Und einen wöchentlichen „TAG DER DEUTSCHEN REINHEIT“
Gerne den Samstag, so wie einst in den 50ern.



Bis die Tage! Und bleibt frisch!
🤭


Nachtrag:  Um nicht falsch verstanden zu werden: es geht mir hierbei nicht um bedauernswerte Menschen ohne Odach, denen ich niemals ihre Würde nehmen, oder meine Nase über sie rümpfen würde. Ich habe das Buch „Unter Palmen aus Stahl“ von Dominik Bloh gelesen. Hier erfährt man aus erster Hand, wie schnell man arm und obdachlos werden kann.
Nein, meine erlebten Aldi-Müffler sind „Normalos“ mit eigenem Stallgeruch…
Lo

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Am Roten Meer im Netz gefangen.


Kerl, wat is dat schön! Ich sitze hier am Ufer des Roten Meeres, wo Sonne und Wellen im Einklang tanzen, und ich sehe Menschen, die sehr weit hierher gereist sind, um den Orient mit seinem faszinierenden Zauber, diese andere, für uns fremde, und etwas geheimnisvolle Welt zu erleben. Zumindest ging ich bisher ganz naiv davon aus.

Doch statt den Zauber des tiefblauen Meeres, der Strände, die Düfte zu genießen, versinken verdammt viele in den Bildschirmen ihrer Smartphones.

Selbst in Gesellschaft bleibt die Runde oft still. Worte werden nicht gewechselt, Blicke nicht geteilt. Schade, wie leicht dabei das Wesentliche verloren geht: das Miteinander, die Schönheit der Landschaft: vorne das türkisfarbene bis tiefblaue Meer, und direkt hinter uns schon die Wüste. Welch großartige Gegensätze!

Abends ist das Licht hier besonders schön. Die untergehende Sonne hüllt alles in ein warmes rötliches Licht, das der eigenen Haut schmeichelt.

Doch ringsumher sind die Gesichter gesenkt, die Augen leuchten nicht im Abendlicht, sondern im Schein kleiner bläulicher Bildschirme. Selbst im Kreis von Menschen, die sich kennen, von Freunden, bleibt es still. Jedes mögliche Gespräch erstickt im digitalen Rauschen. Und ich denke mir: wie schade, dass sie den Zauber des Augenblicks nicht miteinander teilen.

Motto: „Endlich Urlaub! Mein Smartphone hat auch mal Meerblick verdient.“

Kommunikation am Tisch?

Klar – über WLAN. Da sitzen Paare schweigend in schönen Hotelrestaurants gemeinsam, jeder von ihnen tief in sein Handy versunken am Tisch und nimmt das kunstvoll dekorierte Buffet, die herrlichen Speisen nicht wahr. Essen? Reine, wegen medialer Betäubung nicht mehr wahrgenommene, notwendige Nahrungsaufnahme, statt Genuss mit allen Sinnen. Messer und Gabel gleichzeitig zu benutzen? Nö. Geht nicht, man braucht ja eine Hand fürs Smartphone.

Vermutlich fliegt man in die weite Welt hinaus, um beim Scrollen auch mal eine andere Klimazone auszuprobieren. Die schönste Sehenswürdigkeit des Reiseziels? Das eigene Handy. Und das Selfie darauf. Für die Daheimgebliebenen sofort ins World Wide Web versandt: zum Staunen und für’s Klickbaiting.

Unglaublich. Da reisen sie tausende Kilometer weit ans Meer, kommen an, um  dann doch betäubt im Netz hängen zu bleiben…

Kerl, wat is dat arm…

Bis die Tage!

Lo.


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Der Pappkopp von Horst.

Ich weiss, dass man über Kunst (nicht oder doch?) streiten kann.
In keinem Fall streiten soll man über die Gestaltungsfreiheit eines Künstlers, denn ohne sie könnte Kunst ja nicht zur Kunst werden.
Vor einiger Zeit betrachtete ich der Duisburger „Küppersmühle“ *) Kunstwerke, für die ich mich durchaus so richtig begeistern konnte.
Ich sah aber auch Skulpturen und Bilder, bei denen ich bei bestem Willen nicht nachvollziehen konnte, was an ihnen so bewundernswert – und erst recht so bedeutend sein soll („Is dat Kunst, oder kann dat weg?“).
Da ging ich dann lieber einfach weiter – zum nächsten Kunstwerk.

Meine Wurzeln liegen in Gelsenkirchen, und obwohl ich weit mehr als vier Jahrzehnte nicht mehr dort lebe, fühle ich mich mit der Stadt eng verbunden. Und so ist es wohl kein Wunder, dass ich mich immer wieder an einem dort weithin sichtbaren „Kunstwerk“ reibe, wenn ich daran vorbeifahre.
Es ist für mich „der Pappkopp von Horst“ – eine 18 Meter hohe und viele Tonnen schwere Figur namens „Herkules“, auf einem Turm der ehemaligen Zeche Nordstern in GE-Horst stehend, geschaffen von Markus Lüpertz, die Stärke, Mut und Tatkraft des Ruhrgebietes darstellen soll.

Diese Symbolik muss der Künstler sehr geschickt versteckt haben. Schrieb doch die Presse, dass die Bewohner vermutlich die Symbolik nicht verstehen würden, weil sie es schwierig finden könnten, eine moderne Skulptur mit der Vergangenheit ihrer Stadt zu verbinden.
So viel dazu, wie wenig man den Menschen in dieser Stadt zutraut, die man lieber auf Bergbau- Nostalgie und Schalke-Symbole reduziert.

Und warum reibe ich mich an der Figur da oben auf der Zeche Nordstern in Gelsenkirchen-Horst?
Zum einen, weil ich diesen, wie aus Pappmaché zusammengekleisterten Kerl da oben einfach nur hässlich finde.
Das ist dann einfach nur meine Sache. Meine Ansicht, meine Meinung.
Wer den Unterschied zwischen Meinung und Tatsache kennt, weiß: hier gibt es kein Richtig oder Falsch.
Andere finden ihn vielleicht schön. Und es ist in Ordnung.

Zum anderen, weil ich das Auftreten des Künstlers in der Öffentlichkeit, aber auch seine Einlassungen in einem vor einiger Zeit gehörten WDR-Radio-Interview als hocharrogant empfand.
So schreibt man auch bei Wikipedia über Herrn Lüpertz: zit.: „der seinen eigenen Geniekult betreibt“. Zitat Ende.
Und die Köpfe seiner Figuren sehen für mich in etwa alle gleich aus, sei es vor dem Bremer Hauptbahnhof, vor dem Post-Tower in Bonn, an der Mündung von Ruhr und Rhein in Duisburg, oder im Küppersmühle-Museum: wiederholt ähnliche missgestaltete Pappmasche`-Köppe – Kunstunterricht dritte Klasse Grundschule.
Auch nur meine persönliche Empfindung. Ein Anderer sieht das möglicherweise – und mit gutem Recht – anders.

Und wat is nu mit dem Kerl da oben?
Ich glaube, mich ärgert es, dass den Horster Bewohnern drumherum diese (für mich) verunglückte Figur mit ihrem verkrüppelten Fingern und nacktem Hintern ungefragt so hoch und deutlich sichtbar vor die Nasen gestellt wurde, dass niemand ihr ausweichen kann.
Nicht einmal nachts, weil weithin sichtbar beleuchtet. Und das wirklich weithin.
In einem Museum kann ich en passant einfach daran vorbeigehen.
Doch hier guckt der Blaubart immer von oben herab und freut sich vielleicht klammheimlich,
dass ich mich schon wieder über ihn ärgere.
Und Herr Lüpertz lacht sich ins geniale(!) Fäustchen.

Bissi Tage!

P.S.:
Irgendwo las ich einmal, dass Kunst erst dann als gelungen betrachtet werden kann, wenn Menschen sich an ihr reiben. Genau das würde ein Kunstwerk lebendig und bedeutsam machen.
So ein Mist! Jetzt wird der Pappkopp von Horst durch meinen Groll auch noch wichtig?
Verdelli! Genau dat hab ich nicht gewollt!


*) Küppersmühle – Museum für moderne Kunst im Duisburger Innenhafen

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Über Menschenleben dealt man nicht.

Verdelli,
ich weiss nich: an meinem Alter kannet nich liegen, ich bin ja noch gut unter Hundert.
Und ich glaube, auch in vielen Dingen noch ganz beweglich zu sein, zumindest körperlich.
Ich bewege mich sehr gern, laufe, hüpp´ die Treppenstufen hoch, und kein Weg ist mir zu Fuß zu weit.
Oppich noch geistig auf der Höhe bin? Tja, falls nich, merken et vermutlich zuerst die anderen.
Die können sich aber auch täuschen.
Nun hoffe ich, datt ich nicht zum ollen Meckerkopp werde….

Worauf ich eigentlich hinaus will, is – datt ich in letzter Zeit so´n inneren Widerstand verspüre, watt unseren allgemeinen Sprachgebrauch anbetrifft. Dabei meine ich aktuell nicht das unsägliche Gendern, sondern Worte, die sich klammheimlich in unseren Sprachgebrauch einschleichen, wobei mich nicht unbedingt Anglizismen stören. Aber:

Ein Beispiel ist das „Quartier“. Irgendwann schlich sich dieses Wort in die Tageszeitung, aber auch in die Nachrichtensender, um das Wort „Stadtteil“ – oder „Viertel“ zu verdrängen.
Ich verbinde Quartier mit einer Unterkunft, einem notfälligen Nachtlager, oder wie einst bei der Bundeswehr, wenn bei einem Manöver irgendwo „Quartier gemacht“ wurde, also ein Schlafplatz für die Truppe organisiert wurde. Hierfür war ein Offizier, der „Quartiermeister“ zuständig.
In einem Quartier wird man für eine begrenzte Zeit „untergebracht“, aber nicht für immer zum Wohnen.
Und nun lebe ich also nicht mehr in meinem Stadtteil oder Viertel, sondern in einem Quartier? Klingt nach armseliger Unterkunft.
In Frankreich ist es ja in Ordnung, aber hier? Da sträubt sich etwas in mir, weil der Begriff plötzlich durch die Medien parkettreif zu werden scheint. Ich will dat nich.

„Hömma, Willi! Komm mich domma in meinem Quartier besuchen!“
„Wie? Quartier? Jupp! Hömma! Wat is passiert? Hasse keine Wohnung mehr???“

Foto: Lothar Lange

Perfide:
Seit dieser blondgeföhnte Donald Häuptling der Amerikaner ist, wird der Ausdruck „Deal“ verstärkt genutzt. Für mich hat dat Wort eine negative Bedeutung, so, als würden sich Partner gegenseitig über´t Ohr hauen, und sich hinterher grinsend die Hände reiben..
Außerdem verbinde ich „Deal“ mit „Dealern“, die berauschende Substanzen anbieten.
Meiner Ansicht nach sollten auf politischer Ebene, und ganz besonders Friedensverhandlungen nich als „Deals“ bezeichnet werden, da dies dem seriösen Charakter solcher Prozesse widerspricht.
Et geht verflixt um Menschenleben. Da dealt man nich. Oder?

So, dat musste mal raus!

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Unseren täglichen Kot gib uns heute.

Verdelli!

Unseren täglichen Kot gib uns heute.

Ich gelobe,
mich nie wieder über Seitenbacher-Müsli-, oder Carglass-Werbung zu beklagen.

 


„Die Öffentlich-Rechtlichen machen sich in jede Hose, die man ihnen hinhält, und die Privaten senden das, was darin ist.“
Dieter Hildebrandt

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Kumma!! Kirmes im Pott!!!

Kirmes!!!
„Ey! Hasse schon gehört? Auffem Wildenbruchplatz sind se am Kirmes aufbauen!“ 
Da gab et kein Halten mehr: da mussten wir hin!
Was den Zauber und die Anziehungskraft einer Kirmes auf uns Kohlenpott-Knirpse ausmachte, ist schwer zu beschreiben.
Kirmes, dat bedeutete: erst einmal gucken, „wat da aufgebaut wird, wat da hinkommt.“ Danach die Überlegung: „Wie kommsse gezz an Geld für die Kirmes?“
So dicke hatte et keiner von zu Hause aus. Man lebte entweder „vonne Zeche Graf Bismarck“ oder, so wie meine Mutter und ich, „vonne Fürsorge“.
Zu Hause Geld für die Kirmes zu erbetteln, hatte selten Aussicht auf Erfolg. Et war schlicht nicht genug da, ummet für so ein kurzet Kirmesvergnügen auszugeben. Vielleicht mal ´ne Mark.
Höchstens.
Leere Bierflaschen suchen, um sie gegen Bares umzutauschen, war eine der Möglichkeit der Geldbeschaffung. Für  eine leere „Pulle“ gab et immerhin 20 Pfennige Flaschenpfand.
Fünf Pullen also eine Mark – dafür konnte man dann schon drei Mal mit Biermanns „Selbstfahrer“ (AutoScooter) fahren.
Oder mit der rasanten Fellerhoff-Raupe, die aber „mehr wat für die Großen“ war, die mit ihren „Schicksen“ nur darauf warteten, datt sich zum Ende der Fahrt dat Verdeck schloss,- damit se im Dunklen schön knutschen konnten…
 

Kirmes in den 50er Jahren
aus der Sicht eines Knirpses aus dem Pott:

Kumma! Kirmes!!!

Kumma!
Auf´m Wildenbrucplatz is Kirmes.
Hamse bis gestern aufgebaut.
Mit Selbstfahrer-Autos. Die kannze selber lenken.
Weisse watt?
Ich tausch Bierpullen um,
dann kann ich n´ paarmal damit fahrn.

Kumma!
Dat Schild da:
„Junger Mann zum Mitreisen gesucht.“
Boah, überleech ma:
da kannze jeden Tach umsonz fahren.
Weisse watt?
Die Großen ham´et gut.

Kumma!
Dat Pony-Karussell.
Stinkt nach Sägemehl und Pferdekacke.
Immer inne Runde bei dem lauten Kirmesgedöns.
Weisse watt?
Die Klepper werden doch rammdösig.
Is auch mehr watt für kleine Blagen.

Kumma!
Der Besoffene da:
der schmeißt´n Tacken innen Boxautomat.
Gezz kloppter auf dat Leder.
Wat sacht der Zeiger? FLIEGENGEWICHT.
Weisse watt?
Der Kerl hat donnix inne Mauken!

Kumma!
Die Fellerhoff-Raupe!
Boah, hat die ´n Zacken drauf.
Hömma: dat is Rock´n Roll.
Weisse watt?
Wenn dat Verdeck zugeht,
knutschen die Großen immer mit ihre Weiber.

Kumma!
Ich schleich gezz mal unter die Raupe.
Vielleicht hat einer watt Geld verlorn
von oben durche Holz-Ritze.
Weisse watt?
Wenne auch nix findes, egal,
dafür kannze die Schicksen untern Rock gucken.

Kumma!
Meine große Schwester!
Mitten Lebkuchenherz.
„Für immer Dein“
Weisse watt?
Dat hat die vonnem Itacker.
Den kennt´se vonne Eisdiele.

Kumma!
Die Schießbude.
Dat soll ja Beschiss sein.
Die haben die Knarren extra krumm gemacht,
datte nich triffs.
Weisse watt?
Probiern würd ich dat ja mal.

Kumma!
Die Selbstfahrerautos von Biermann.
„Einsteigen und Platz nehmen
zu einer neuen lustigen Autofahrt“
Weisse watt?
Datt könnt ich den ganzen Tach.

Boah, wenn ich gezz ne Mark hätte…

Lothar Lange

 


Die „Fellerhoff-Raupe“, die „Selbstfahrerautos“ von Biermann, und das leckerste Kirmes-Eis der Welt von „Schmalhaus“ sind seit vielen Jahrzehnten traditionell auf den Rummelplätzen des Ruhrgebietes vertreten.  Ein „Tacken“ war im Ruhrgebiet die Bezeichnung für einen Groschen, 10 Pfennige. Als eine „Schickse“ wurde etwas abfällig die augenblickliche Freundin, auch „Perle“ benannt. Der „Itacker“ war ein italienischer „Gastarbeiter“.

*Wildenbruchplatz, ein Straße in Gelsenkirchen mit ehemals großem Platz gegenüber der ebenfalls nicht mehr bestehenden Gelsenkirchener Eisenwerke, gern für Zirkus und Kirmes genutzt. Heute mit einem Polizeigebäude bebaut.

Fotos/Collage: Lothar Lange

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Sunglasses on vacation.

Meine Sonnenbrille macht leidenschaftlich gern Urlaub. Und ich darf das gute Stück schon seit mehr als dreißig Jahren immer dabei begleiten. Wir passen auch gut zusammen: sie verschafft mir auf ihren Reisen im wahren Wortsinn den Durchblick auf die Welt – aber nur, wenn ich die Reisekosten übernehme. Ganz schön pfiffig von ihr, oder?

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