Gendern kills my Studentenfutter!

Ich sage es frei heraus: Menschen, die sich freiwillig einen Sprachfehler antun und diesen mit Eifer missionarisch zu verbreiten versuchen, kann ich nicht ernst nehmen, wobei ich grundsätzlich den Anstoß, über unbedachte Sprachgewohnheiten nachzudenken in Ordnung finde.

In den letzten Tagen suchte ich bei meinem Discounter umme Ecke Studentenfutter und konnte es nicht finden.
Und warum? Weil es nicht mehr Studentenfutter heißt, sondern „Pausenfüller“.

Den Vogel hat aber EDEKA in Bayern abgeschossen. Hier bekommt man nun Student*innenfutter.

Student*innenfutter!
Vermutlich aus alten geschredderten Parkas.

Mir fehlen die Worte.
Bis die Tage!

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Ich kauf mir was!

Kinder, es ist ein herrliches Gefühl.
Du betrittst ein Geschäft, bestaunst die Auslagen, die vielen Angebote, und Du weißt:
wenn ich wollte, ich könnte mir alles kaufen. Alles.
Sogar fünf- oder zehnfach.
Egal. Ich kann´s mir leisten.

Ernsthaft: ich kenne dieses Gefühl. Es ist absolut berauschend.

Als ich vor einiger Zeit erstmals in Rom weilte und von der Spanischen Treppe, die ja jedes Jahr auch als Podium für die Modeschau der berühmten italienischen Designer gilt, zur Piazza di Spagna hinunterging, führte mich der Weg am Brunnen Fontana della Barcaccia direkt auf die Via dei Condotti.
Hier befinden sich die Läden bekannter Marken wie GUCCI, ARMANI, CARTIER.
Die Schaufenster dort sind zwar eher spärlich, dafür aber hoch wertanmutend dekoriert.
Hier ein Paar Herrenschuhe schon ab 1.200 € , oder da: die Krawatte für läppische 480.- €
Schnäppchen eben.

Respekt einflössende Bodyguards verhindern, dass der gemeine Pöbel oder gar der tumbe Pauschaltourist die Heiligen Hallen der Schönen und Reichen mit seiner Anwesenheit entweiht.
Das ist auch gut so. Ich bin auch immer sehr dankbar für diesen Schutz vor den geifernden Massen, die mich nur bei meinem Einkauf stören oder mich gar dabei ablichten, wie ich gerade meine Geldkarte zücke – um später daheim damit zu prahlen: “Ihr glaubt es nicht, wen ich beim Shopping gesehen habe!!!“

Wie aber schon beschrieben, gönne ich mir ab und zu dieses Gefühl des beinahe unbegrenzten Einkaufens.
Kinder, mal ehrlich: das Leben ist so kurz. Morgen kann alles schon vorbei sein.
Kaufrausch? I wo.
Man muss auch hin und wieder gut zu sich selber sein dürfen. So simpel ist das.
Ja, und ich gestehe, die Möglichkeit, sich einfach mal was Tolles aus dem Warenangebot herauszusuchen – und es locker bezahlen zu können, ohne darüber nachdenken zu müssen, ob man es sich leisten kann, hat für mich beinahe etwas Erotisches.

Heute war wieder so ein Tag.

Nein, nicht auf der Via dei Condotti in Rom.
Aber auf der Gelsenkirchener Bahnhofstraße im Ein-Euro-Paradies..

Bis die Tage!

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Typisch Kohlenpott.

Verdelli, hier im schwatten Kohlenpott isset duster, der Himmel grau, nix ist grün, von Natur keine Spur. Und et stinkt hier ganz furchtbar nach frischer Luft. Wat willze machen?

Beweisfotos von heute anner Ruhr zwischen Mülheim und Kettwig:

Die Ruhr zwischen Mülheim und Kettwig

Mintarder Ruhrtalbrücke

Also, bis die Tage!

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Gelüftet: das größte Geheimnis des Ruhrbergbaues!

Schade, wirklich schade. Gezz is dat größte Geheimnis des Bergbaues anner, also eher unter der Ruhr, oder noch besser: dat größte Geheimnis der Bergleute hier bei uns im Ruhrgebiet kein Geheimnis mehr.
Gezz isset also nach über 160 Jahren Ruhrbergbau doch noch anne Sonne gekommen, obwohl: et sollte ja eigentlich ein ewiget Geheimnis bleiben. Einet, auf dat alle Bergleute den heiligen Schwur geleistet haben, datt se dat schön für sich behalten, weil se sonst vom gefürchteten Stollengeist geholt werden. Dat is kein Schnaps, sondern eine ruheloset, furchtbar böset Gespenst, dat mit Kettengerassel und Gestöhne die Tiefen der Stollen durchwandert, und dat schon so manch einen Kumpel auf das Schlimmste abgemurxt hat, den er auffem Kieker hatte. Mal fiel ein dicker Kohlebrocken herab, oder et knickte ein Stempel um, oder der Förderkorb stürzte mit der armen Kumpelseele in die ewige Tiefe. Der Bammel vor dat allet und natürlich die Bergmanns-Ehre haben et bisher erfolgreich vermieden, datt dat große Geheimnis ausser Tiefe jemals nach über Tage anne Sonne kommt.
Tja, und gezz isset tatsächlich gelüftet, dat große Geheimnis. Muss irgendwie passiert sein. Keiner weiß, wer et war, der seinen Sabbel nich halten konnte. Aber sonne Leute gab et ja immer schon.
Und gezz, wo et ja raus is, watt et mit dem Geheimnis auf sich hat, kann et auch der Rest vonne Menschheit hier auch erfahren.
Also: et gibt ja die alte Geschichte, datt sich im Winter Anno Piependeckel ein Schweinehirte hier anner Ruhr ein Feuerken für zum Aufwärmen machte, und dann isser eingeschlafen. Als er am anderen Morgen wach wurde, war dat Feuer immer noch an, die Steine um dat Feuer waren noch richtich rot am Glühen. Sowatt kannte bis dahin noch keiner, und dat hat dann überall die Runde gemacht. Gezz war jeder doll auf die schwatten Steine, und so haben se überall tiefe Löcher gegraben, so tief, datt se auf einmal unter Tage waren. Und so sind dann auch die Zechen hier bei uns entstanden.

Nur, dat stimmt allet gar nicht. Dat is gar nich so passiert.
Dat war allet ganz anders.
Also, dat mit dem Schweinehirten, gut, dat stimmt. Und der is auch an sein nächtlichet Feuerken eingeschlafen. Soweit is allet richtig.
Aber, der is nich am anderen Morgen einfach so wach geworden, sondern weil er auf einmal wat richtich Wunderschönet gerochen hat. Ein süßer Duft, sowat Schönet hat der noch nie in seiner Nase gehabt. Der kannte bisher nur den Geruch von Schweinekacke. Dat war er gewohnt, und er konnte sogar jedet seiner Schweine am Geruch erkennen.
Aber dat süße Düftchen, wat da aus seinem Feuerken stieg, dat war dat Schönste, wat seine Nase jemals gerochen hat.
Er machte seine Augen zu, und betete zum Himmel: „Lieber Gott, ich weiss nich, watt dat is, aber lass mich Tausend Nasen haben, ich krich einfach nich genuch davon! Amen.“
Nur, dat Beten hat nich geklappt. Die eine Nase musste ihm reichen. Als er dann gucken wollte, woher dat schöne Aroma wohl her is, sah er, datt die schwatten Steine, die er am Abend als Windschutz um sein Feuerken gelegt hatte, voll rot am Glühem waren und Wärme abgaben. Und nich nur dat! Die waren et auch, die so herrlich nach wat unbekanntem Schönen dufteten.

Plötzlich hörte er Pferdegetrappel und er sah, datt Hugo, sein Boss, dem die Schweine gehörten, mittem Pferd angeritten kam, hastig abstieg und wissen wollte, wat denn da so schön riecht, dat hätte er schon von Weitem gerochen. Die Schweine könnten dat doch wohl nich sein!
Ja, und dann erzählte der Hirte seinem Boss Hugo, wat er da entdeckt hat, datt der schöne Geruch wohl von diese schwatten Steine kommen muss. Da muss wohl wat drin sein, wat noch keiner vorher entdeckt hat.
Ja, und dann hat der Boss nach diesen Steinen buddeln lassen, wat sich natürlich herumsprach. Und dann hatter, der Boss, die Steine heimlich untersuchen lassen, wat da wohl drin sein könnte. Und man hat rausgekricht, datt die Steine früher inne Urzeit mal wat Pflanzlichet waren, also Pflanzen, die im Sumpf versunken sind, und mit der Zeit immer mehr Erde drüber kam, so datt die Pflanzen keine Luft mehr krichten, und dann wurden se schwarz. Und dat ganz Besondere war, dattet hier damals inne Urzeit ein richtiget Meer an Lotuswäldern gegeben hat. Und auch nur hier. Allet voll mit Lotus. Und deswegen rochen die schwatten Steine auch beim Feuerken von dem Hirten so schön. Wusste aber keiner, nur der Boss Hugo. Und der wollte dat Geheimnis für sich behalten, weil er den Plan hatte, daraus Pafümm zu machen. Hatter aber keinem verraten. Er hat nur erzählte, er will nach den Steinen graben lassen, weil die so gut zum Heizen sind, wat ja auch stimmt, aber auch nur zum Teil. Und weil er die Leute so schön verkohlt hatte, rieb er sich vor Jux die Hände und nannte Steine Steinkohle.
Dat mit dem Pafümm machen, dat fand heimlich unter Tage statt, in heimlichen Labors tief unten inner Erde. Allet, wat an Lotus inner Kohle steckte, wurde entfernt und für Pafümm gesammelt, der Rest ging dann nach oben, für die Leute zum Verheizen.

Und jeder, der beim Boss Hugo im unterirdischen Labor oder als Bergmann arbeiten wollte, musste bei seinem Leben schwören, dieset Geheimnis für sich zu behalten, weil sonst der gefürchtete Stollengeist gnadenlos zuschlagen würde.
Und bis gezz hat auch nie einer wat verraten.

Hugo, der Boss, hatte neben dem Pafümm aber auch noch wat anderet herstellen lassen: die Bergmannsseife! Die gab et auch nur auffem Pütt und nirgendwo anders. Und wenn sich die Kumpels nacher Schicht inner Waschkaue mit dieser Bergmannsseife dat Schwatte vom Körper geduscht hatten, rochen se immer so schön, wenn se nach Hause kamen. Und weil die Bergmannsfrauen immer so gerne an ihren frischgeduschten Männern rochen, ließ et sich nich vermeiden, datt irgendwann dann „der Stall voller Blagen“ war. Kinderreichtum im Pott dank Bergmannsseife. Und dat war auch Absicht vom Boss Hugo, denn so brauchte er sich um Bergleute-Nachwuchs keine Sorgen machen.

Boss Hugo wurde steinreich, verkaufte Pafümm und sogar teure Klamotten mit seinem Namen drauf. Sogar eine Zeche wurde nach ihm benannt: die Zeche HUGO in Gelsenkirchen-Buer. Kaum unglaublich…

Im Drogeriemarkt entdeckt: Duschgel MEIN REVIER mit Lotusduft. Foto Lothar Lange

Gezz, wo dat Geheimnis mit dem Lotusduft inner Kohle und die erotische Wirkung der Bergmannsseife gelüftet ist, könnten wir alle, die hier „auf Kohle geboren“ sind, einmal ein bissken darüber nachdenken, wem wir unser heutiget Dasein wohl zu verdanken haben  😉

Bis die Tage!

Wer die Geschichte nicht glauben will, muss es auch nicht.
Kleine Schwindeleien sind leichte Seitensprünge der Wahrheit.


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Ruhrbesetzung 1923 – Geschichte mit Geschichten „vonne Ruhr“.

Geschichte war in meiner Schulzeit so gar nicht mein Ding.
Das Wenige, was mir in diesem Fach in acht Volksschuljahren zu vermitteln versucht wurde, ist nicht haften geblieben. Dröge Zahlen konnte ich mir ohnehin nie gut merken. Als ich viele Jahre später eine zeitlang die Abendrealschule besuchte, traf ich dort auf einen Lehrer, der uns Geschichte derart spannend und lebendig näherbrachte, dass wir uns sogar schon auf seinen nächsten Unterricht freuten und so die Erkenntnis gewannen, dass dieses Schulfach durchaus spannend sein kann.
Erst recht, wenn es um Ereignisse geht, die einmal dort stattfanden, wo man selbst aufgewachsen ist.
Sozusagen: gleich „umme Ecke“.
So, wie dieses große Stück Geschichte, das sich hier bei uns im Ruhrgebiet vor genau 100 Jahren zugetragen hat, als ab Januar 1923 rund 60.000 – und später bis 100.000 französische und belgische Soldaten große Teile des Ruhrgebietes besetzten, um sich die hiesige Kohle- und Koksproduktion zur Erfüllung der Reparationsverpflichtung aus dem Versailler Vertrag zu sichern.

Werner Boschmann („Bücher vonne Ruhr“) schreibt über den von „oben“ verordneten passiven Widerstand der Ruhrgebietsbevölkerung, über Streiks, Anschläge, Dienstverweigerung der Reichsbahn, tödliche Übergriffe und die drohende Hungersnot im Ruhrgebiet. Mit Beschreibungen aus französischer und aus deutscher Sicht und ganz besonders von den behaltenswerten Geschichten der „kleinen Leute“, wie der des Eisenbahners Fritz von der Höh, der auf seiner Lokomotive zwischen Schalke und Horst-Emscher an der Kanalbrücke durch Schüsse der französischen Soldaten zu Tode kam, des Polizisten Johann Przybilla, des mutigen Hausmeisters Liesenfeld oder der seines Großvaters Theodor Martin, oder der des Gladbecker Oberbürgermeisters, der im Bett verhaftet wurde. Aber auch über die französische Besetzung von Stiepel, der „Dortmunder Bartholomäus-Nacht“ und den „Essener Blutsamstag“.

Die Geschichte des „Dattelner Abendmahls“ hat mich beim Lesen berührt, und mich spontan an Heiligabend 1914 erinnert, als sich deutsche, britische und französische Soldaten in Schützengräben gegenüberliegend für wenige Stunden Weihnachtsfrieden verbrüderten.

Kurzum, dieses „Geschichts-Buch“ ist alles andere, als dröge, weil hier der großen Geschichte auch die aufgezeichneten realen Erlebnisse der kleinen und namentlich benannten Leute beigefügt sind.

Mit Berichten, Protokollen und Erkundungen; mit Beschreibungen über Menschen und Zustände. Aus französischer und aus deutscher Sicht. Durch farbige Ansichtskarten von Altenessen bis Zweckel, die 1923 den Postweg durchlaufen haben.

Neuerscheinung
Ruhrbesetzung 1923
Ein Jahr spricht für sich
herausgegeben von Werner Boschmann

208 Seiten | geb. | Leseband Schutzumschlag
Mit 56 Abbildungen von Ansichtskarten Altenessen bis Zweckel
ISBN 978-3-948566-18-0

19,80 €

Bücher vonne Ruhr

10-minütiges Interview über die Ruhrbesetzung 1923
und die kleinen Leute in seinem Buch (dort ein wenig nach unten scrollen):

Werner Boschmann im Deutschlandfunk Nova über Erinnerungen an den Ruhrkampf


Das ist mir wichtig: wenn ich hier hin und wieder ein Buch beschreibe, das mir gefällt, so geschieht dieses stes ohne wirtschaftliches Interesse meinerseits, frei jeglicher Beeinflussung meiner Meinung und grundsätzlich ohne Gegenleistung, ausser vielleicht, dass die Freude der Autoren/ der Autorin/nen darüber mein ach so altes Herz erfreut.
Dat isso! 🙂
Lothar Lange

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Schlüpper sauber?

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Kunst? Einfach erklärt.

Sach ma, wat is eigentlich Kunst?“

„Au, dat is ein schwieriget Thema,
da haben sich schon viele den Kopp drüber zerbrochen.

Ja, wie soll ich Dir dat erklären?
Obwohl: dat mit dem zerbrochenen Kopp is vielleicht sogar ´ne gute Idee!
Also: stell Dir mal vor, Du hättest keinen Kopp.
Nur mal so.
So. Und gezz versuch mal, ohne Kopp aussem Fenster zu gucken.
Dat is – glaub ich – Kunst.“

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Damals.

Vor wenigen Tagen sprach ich mit einem Freund über „früher“.
Bei diesem Thema muss man achtgeben, dass man beim Schwärmen über alte Zeiten nicht in die Falle namens: „Früher war alles besser“ tappt, denn die Erinnerung malt bekanntlich mit goldenem Pinsel.
Dass ich Jahrzehnte lang Schiss vor dem Zahnarztbesuch hatte, liegt daran, dass es in den 50ern in Gelsenkirchen-Buer-Erle einen Zahnarzt gab, der Karl Welk hieß, und dessen Bohrer mit einem Riemengetriebe angetrieben wurde. Da wurde die Knabberleiste beim Bohren mangels Wasserkühlung richtig heiß, so stank es auch – und es tat höllisch weh. Dieses furchtbare Kindheitserlebnis zeigte bei mir bis ins hohe Erwachsenenalter seine Wirkung: Bammel vor dem Zahnarzt.
Und das Klo auf halber Treppe, das man sich mit anderen Nachbarn teilen musste? Zugeschnittenes Zeitungspapier statt vierlagiges von Hakle. Warmes Wasser war Luxus und musste erst auf dem Kohlenofen erhitzt werden und eine Zinkwanne ersetzte das nicht vorhandene Badezimmer. Wäsche musste im Kessel gekocht und von Hand gewaschen und ausgewrungen werden. Bügeleisen hatten ordentliches Gewicht. Die latenten Ängste der Älteren, dass vielleicht „der Russe kommt“, haben auch wir als Kinder mitbekommen. Lehrern war es früher auch nicht verboten, sich mit einem Rohrstock Respekt zu verschaffen.
Und das Geld war immer knapp, doch weil es allen anderen um uns herum ähnlich erging, spürten wir unser Armsein nicht so doll.
Auswärts essen zu gehen, das war schon aus reinem Geldmangel den meisten Familien meiner Freunde nicht möglich.

Diese alte Speisekarte aus den 50ern entdeckte ich vor wenigen Tagen im alteingesessenen „Gasthaus Luft“ im Oberhausener Norden.
Und mit freundlicher Erlaubnis durfte ich auch ein Foto davon machen:

Zumindest die Preise waren „früher“ besser, oder?
Huch! Vorsicht, schon wieder diese Falle!  😉

Bis die Tage!

 

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Was kostet ein Knaller?

Verdelli, weil ich nicht weiss, was so eine SmartWatch alles kann, habe ich mich auch bisher nicht für so einen Wecker interessiert.

Aber gezz macht mir mein Mobilfunkanbieter ein Angebot, das mich vielleicht schwach werden lässt:

Knallerwatch

Für den Preis eines Knallers!

Tja, gezz muss ich nur noch herausfinden, wat so ein Knaller ungefähr kostet.

Bei azoman gibt es 12 Knaller zu € 5,20 – nur leider nicht einzeln.

Doof, wat soll ich dann mit 12 Smart-Watches?

Ich lass´et bleiben. Ich brauch´ auch keine Uhr, die allet kann.

Bissi Tage!

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Nahkampf bei Aldi.

Verdelli, wär´ ich doch heute morgen lieber noch ein bissken länger im Bett geblieben.
Aber dann hätte ich ja nicht mitbekommen, wat sich heute früh um Acht bei Aldi zutrug.

Ich fang mal so an: es ist Donnerstag, der 29. Dezember 2022
Kurz vor Acht erreiche ich mit meiner Limousine den Aldi-Parkplatz und erkenne im Halbdunkel eine lange Menschenschlange von etwa dreissig Piepel, die mit Taschen und Einkaufswagen bewaffnet vor dem Eingang auf den Augenblick wartet, an dem sich die Pforten zum Tempel ihrer Begehrlichkeiten öffnen.
Kaum sind die Türen offen, stürzt sich der ganze Mob – wie Schmeißfliegen auf einen frischdampfenden Haufen – ausschließlich auf die mit „Mega-shot“-Böllern, Kanonenschlägen und anderem hochexplosiven Kriegsmaterial gefüllten Warenregale, und stopft sich die Einkaufwagen voll.
Als ob sie in den Krieg ziehen wollen. In weniger als drei Minuten ist alles leer.
Der Marktleiter beschwichtigt den Mob: es sei noch genug da, und schon kommt der Rollwagen mit einem hohen Kartonstapel darauf. Die Mitarbeiterin, die mit einem Teppichmesser die obersten Kartons zu öffnen versucht, wird derart dabei bedrängt, dass ihr das Vorhaben kaum gelingt, denn schon beim ersten Schnitt in den Karton reissen die Leute diesen auf und greifen von allen Seiten gierig hinein, um an den Inhalt zu gelangen. Der Ausruf der Mitarbeiterin: „Vorsicht! Ich hab hier ein Messer!“ geht in dem wilden Chaos unbeachtet unter. Sämtliche Regeln des Anstands sind verloren, es herrscht nur noch die Gier und das Recht der Stärkeren. Kartons werden von den Leuten selbst aufgerissen; die Mitarbeiterin steht mit ihrem Teppichmesser auf verlorenem Posten.
Verständlich. Immerhin handelt es sich hier für den Mob um einen absoluten Notfall. Wie anno 2020, als es kein Klopapier mehr gab.
Ich beobachte das Geschehen aus sicherer Entfernung und denke mir:
Ist es nicht schön, wenn Menschen, die einen Knall haben, hier bei Aldi die Möglichkeit finden, sich weiter zu entwickeln? Denn nun haben sie gleich ganz viele davon.

Bis die Tage! 😉


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