„Ich sehe häufig Dinge, die es nicht gibt.“ Winkelmann & das Dortmunder U.

In letzter Zeit führt mich der Weg von Oberhausen häufiger als früher nach Dortmund, genauer gesagt, zum Südfriedhof, der gleich beim quirlig schönen „szenigen“ Kreuzviertel mit seinen alten Häusern und den vielen Cafés und Kneipen liegt. Und bei jedem meiner Besuche dort erkunde ich nebenbei – für mich – neue Teile dieser Stadt.

Wenn ich mit dem Zug anreise, fallen mir bei der Einfahrt zum Hbf selbstverständlich immer die laufenden Bilder von Adolf Winkelmann hoch oben auf dem Turm der alten Union-Brauerei ins Auge. Ich muss gestehen: bisher war ich noch nie im „Dortmunder U“ – hab es mir aber fest vorgenommen. Dabei habe ich doch schon mit Vergnügen die spannende Geschichte der Entstehung der laufenden Bilder gelesen, die Adolf Winkelmann sehr unterhaltsam aufgeschrieben hat: Die Bilder, der Boschmann und ich

Und passend dazu gibt es auch ein richtiges „Bilderbuch“ zum Thema Dortmunder U. mit dem Titel: „Adolf Winkelmann – Ich sehe häufig Dinge, die es nicht gibt“
Auf wertigem Papier im Querformat findet man hier schön bunt und im Comic-Stil gestaltet die Geschichte der fliegenden Bilder von der Idee, des bremsenden Amtsschimmels, der vielen Bedenkenträger und der unbeirrten Beharrlichkeit Adolf Winkelmanns, die letztendlich zur geglückten und vielbestaunten Realisierung führte, mit der sich nun auch die Unmöglichkeitsdenker schmücken.
Ein toller Band, nicht nur für Dortmunder.

Auf der Verlagsseite zu lesen:
Spätestens zur Jahrtausendwende war den fünf Millionen Bewohnern des Kohlenpotts der Rohstoff und die Arbeit ausgegangen. Zwar gab es noch Kohle, aber keiner hatte mehr Lust, sie aus dem Berg zu holen. Die Stahlwerke waren auseinandergenommen und nach China verschifft. Biertrinker gab es nicht mehr, die Limonade setzte sich durch und die einst so stolzen Malocher vergifteten ihre Brieftauben.

Nur der Bildermensch Winkelmann hat einen Plan:
Er will hoch oben auf dem Turm der Dortmunder Union-Brauerei sieben Meter große Tauben ansiedeln.

Das Vorwort von Anne-Kathrin Schulz:
Er brachte die Bilder zum Fliegen, weil er der Einzige war, der wusste, dass sie es können.
Er wusste auch, dass sieben Meter große Tauben in einem Turm bleiben, ohne wegzufliegen.
Und dass dieser Turm sprechen kann. Dass im Mai 2010 in Dortmund 1,7 Millionen Leuchtdioden hoch über der Stadt auf Sendung gehen konnten, war nichts weniger als ein Wunder – nicht nur aus technischer Sicht. Der Weg dorthin führte Adolf Winkelmann durch ein seltsames Land aus Bauverordnungen, Denkmalschützern, Krankenkassen, Schreibtischen und den daran sitzenden partiell Eingeweihten.
Die dem Künstler und seinem Team fleißig Steine in den Weg rollten, sodass die Expedition aufs Dach der ehemaligen Union-Brauerei permanent kurz vorm Scheitern stand. Aber die Steineroller blockierten sich auch gegenseitig. Was vielleicht einer der Gründe war, warum Winkelmann dann doch aus seiner Vision strahlende Wirklichkeit machen konnte: Ein Kühlturm wurde zum Leuchtturm.
Winkelmann, der einst Bildende Kunst studierte, bevor ihn erst die Fotografie klaute und dann der Film, entführt in seiner ersten Graphic Novel in ein aberwitziges urbanes Abenteuer ohne Ende. Er wirft einen liebevoll-scharfen Blick durch Zeit und Raum, auf Passanten und Panoramen, öffnet Fenster zu einer erstaunlichen Heimat: eine phantastische Welt, die echt ist.
Echt bezaubernd – und ohne Frage wirklich wahr.
„Ich sehe häufig Dinge, die es nicht gibt“?
Von wegen.


Adolf Winkelmann
Ich sehe häufig Dinge, die es nicht gibt
Graphic Novel
112 Seiten · gebunden · 14,90 €
ISBN 978-3-942094-14-6
Zum Buch


Das ist mir wichtig: wenn ich hier hin und wieder ein Buch beschreibe, das mir gefällt, so geschieht dieses stes ohne wirtschaftliches Interesse meinerseits, frei jeglicher Beeinflussung meiner Meinung und grundsätzlich ohne Gegenleistung, ausser vielleicht, dass die Freude der Autoren/ der Autorin/nen darüber mein ach so altes Herz erfreut.
Dat isso! 🙂
Lothar Lange

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5 Antworten zu „Ich sehe häufig Dinge, die es nicht gibt.“ Winkelmann & das Dortmunder U.

  1. quersatzein sagt:

    Danke für eine weitere, spannende Buch-Präsentation, lieber Lo.
    Und schöne Grüsse von Blog zu Blog,
    Brigitte

  2. Mitzi Irsaj sagt:

    Spannend und macht Lust auf mehr :).
    Schönen Sonntag, lieber Lo.

  3. Ruhrköpfe sagt:

    cool und danke für die kleine Hommage an „meine“ Stadt😎👍

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