Münster untenrum. Mit Höhepunkt.

„Entweder es regnet – oder es läuten die Glocken.“, so wird Münster gern beschrieben.
Gut, den Westfalen wird ja gern nachgesagt, dass sie nicht unbedingt die Erfinder der ausgelassenen Lebensfreude sind, doch was die als katholisch-konservativ angesehene westfälische Hauptstadt anbetrifft, mischen sich dank der zahlreichen Studenten *) der Westfälischen Wilhelms-Universität durchaus quirlig-lebendige Lebensgeräusche ins dunkel dröhnende Glockengeläut. Und Fahrradgeklingel. Und das aber reichlich. Was die Fahrraddichte anbelangt, liegt Münster nämlich zahlenmäßig sogar noch vor Amsterdam.

Obwohl mir Münster durch familiäre Bande vertraut ist, kannte ich bis dato das als szenig beschrieben Hafenviertel mit seinen Bars, Cafés und Kneipen noch nicht. Ein Grund, sich auf den Weg dorthin zu machen. Am Samstag. Mit dem Neun-Euro-Ticket. Die Bahn verdächtig voll mit blauweiss gekleideten Fußballfans, die in Gelsenkirchen ausstiegen. Mir schwant Übles, was die Rückfahrt anbetrifft.
Doof, wenn man fußballdoof ist, und nicht auf dem Schirm hat, dass fürs Bahnfahren andere Tage besser geeignet sind.

Vermutlich lag es an der frühen Mittagsszeit, denn es herrschte im Münsterschen Hafenviertel nichts von alledem, was ein Szeneviertel ausmacht. Abends ist es dort sicher anders.

Dafür aber quoll die Innenstadt beinahe über: Markt, Geschäfte und Cafés waren gut besucht, und vor der Ludgerikirche standen viele Menschen, den Blick auf die Turmspitze gerichtet. Hier wurde gerade von vermutlich schwindelfreien, mutigen Menschen in luftiger Höhe an Seilen hängend ein spektakuläres Kunstwerk angebracht: eine 36 Meter hohe neongelb leuchtende „Himmelsleiter“, die zuvor den Turm des Stephansdom in Wien zierte. Die „Erfinderin“ ist die österreichische Künstlerin Billi Thanner.
Sieht toll aus und kann noch bis zum März 2023 bestaunt werden.

Gestaunt habe ich auch, als ich an einer Baustelle vorbeikam, an der zwei Bauwagen einer Münsteraner Tiefbaufirma mit einem wortwörtlich „tiefschürfendem“ Slogan abgestellt sind. Wouw! Verdelli! Genau mein Humor.

Fußballdoof bedeutet ja nicht, dass man nicht in der Lage ist, herauszubekommen, wann so ein Spiel zuende ist, um den rechtzeitigen Zeitpunkt für eine ruhigere Rückfahrt mit der Bahn zu wählen. Und das war wohl bei dem für die blauweissen Fans niederschmetternden Endstand wohl auch gut so.

Münster. Entweder es regnet – oder es läuten die Glocken.
Ich würde noch: „„… oder Du wirst vom Fahrrad überfahren“ dranhängen.

„Guet goan!“
wie der Münsterländer sagt.

Oder
Bis die Tage!


Danke an Mallybeau Mauswohn für den Begriff „tiefschürfend“…😉👍


*) Männchen, Weibchen und Dazwischene

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7 Antworten zu Münster untenrum. Mit Höhepunkt.

  1. Ich habe Münster aus einem ganz anderen Grund in allerbester Erinnerung: Dort startete 1993 eine wunderbare Fahrradtour, auf der ich den schon so oft erwähnten Schatz meiner drei schönsten Jahre kennen gelernt habe.

  2. dieterkayser sagt:

    Von Bonn sagt man ja „Entweder es regnet oder die Schranken sind zu“. Und „Bonn ist nur halb so gross wie der Friedhof von Chicago, aber doppelt so tot.“ Ich war allerdings nie Bonner. Nur Kölner, Wuppertaler und Mönchengladbacher.

  3. Quer sagt:

    Danke für den spassigen Münster-Report, der nicht nur untenrum spannend ist. :–)
    Einen lieben Gruss zum heute eingeläuteten Herbstbeginn,
    Brigitte

  4. frau frogg sagt:

    Als Du das mit den Fahrrädern erwähntest, fiel mir ein: Münster, ja genau, das ist die Stadt mit dem radfahrenden Tatort-Kommissar und seinem börnierten Kollegen. Hat aber auch lange gedauert, bis der Groschen gefallen ist.

  5. Careca sagt:

    Münster. Das War mal das „Jovel-Cinema“ an der Wolbeckerstrasse von Stefi Stefan und das „Grünhaus“. Das war mal einiges an Erinnerung von mir. Das war die Stadt meiner Jugend. Münster. Der Prinzipalmarkt war es nicht, eher das Pinkus-Alt, der Allwetter-Zoo und Hersteller meiner Einlege-Sohlen, die immer so verführerisch nach Patex rochen …..

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