Wat ´ne taube Taube!

Wat ´ne taube Taube!

Tief im Plumeau auf Matratze,
wo ich selig träumend ratze,
glaubte ich, datt ich wat hörte,
wat beim Schlummern mich sehr störte.

Früh am Morgen, kurz vorm Dämmern,
hör ich wat am Fenster hämmern!
Kerl, verflixt! – wat für ein Krach!
Mist! Gezz bin ich hellewach.

Hilft nix – sodatt ich mich quäle,
und mich aussem Plumeau schäle,
hin zum Fenster, um zu gucken,
seh´ ich da ´nen Kröpper hucken!
Sitz und gurrt, pickt anne Scheiben,
will mich wohl zum Wahnsinn treiben.

Um mir dat nicht zuzumuten,
sprech zum Vogel ich im Guten:

„Bitte glaube, liebe Taube,
Wunderschön glänzt dein Gefieder,
doch nicht schön sind Deine Lieder!
Kein Gesang, nur dröget Gurren
hier auf meinem Fensterbrett!

Hör mein Grollen und mein Murren!
Raubst mir Schlaf, drum gern ich hätt´,
Täubelein, Du wärst so nett,
einfach weit, weit wegzufliegen.
So, nun flieg!
Ich möcht´ noch liegen!“

Hell wird´s draußen – nix mit Dämmern,
der Vogel hört nicht auf mit Hämmern!

Mensch, Du Vogel! Ollen Kröpper! *)
Mach die Biege, mach´n Köpper!
Weg vom Fenster! Kerl, hau ab,
bevor ich hier noch überschnapp`!!!

Als opper mich nicht hören kann,
guckt der Kröpper lieb mich an.
Guckt und pickt gegen die Scheiben,
so, als wollt er länger bleiben.

Kerl, verdelli! Mist! – Ich glaube,
Du bist wohl ´ne taube Taube!
Tut mir Leid, wenn ich so laut war,
und schon beinah´ aus der Haut war.
Bleib Du nur auffem Fensterbrett.
Und ich geh wieder in mein Bett.

Mein Bett, wie schön – et ist noch warm,
kaum, datt ich sink in Morpheus Arm,
dreh´ kurz im Plumeau ich mich um:
Taube weg! – Allet stumm!

Na sowatt!


Bissi Tage!

Gestern dicht. Heute Dichter.

*) KröpperBrief- und Reisetauben; meist nicht von Taubenliebhabern benutzt, sondern mehr von deren Ehefrauen, wenn die oft aus mehreren hundert Kilometern Entfernung aufgelassenen Tiere – wie auch die Taubenväter – sehr lange ausbleiben.

Quelle: Ruhrgebietssprache.de

Foto von David Mark auf Pixabay – als Header von mir nachbearbeitet
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15 Antworten zu Wat ´ne taube Taube!

  1. Herr Ösi sagt:

    Das Täubelein, pickend früh am Morgen
    das kann es dir schon mal besorgen
    der Vogel ist wohl nicht bei Trost
    der Lo erwacht und ist erbost
    verflixt sind diese bösen Tauben
    die ihm den Schlaf früh morgens rauben
    „Gezz reicht es mir!“, spricht nun der Lo
    verarbeitet das Tier rasch zu Plumeau
    und fertig ist das Federbett
    schläft wieder ein und find‘ die Taube nett… 😉

    • Herr Ösi sagt:

      PS: beinah hätt‘ ich es vergessen
      der Rest der Taube lässt sich essen

      • Lo sagt:

        Taubensuppe soll in der Tat gegen Erkältung helfen.
        Man erzählt sich hier im Ruhrgebiet, wo die Brieftaube ja als das „Rennpferd des kleinen Mannes“ bezeichnet wird, dass so mancher Sportvogel, dem es an Schnelligkeit fehlte, „schomma mit einem Bein inner Suppe“ ist.

  2. Heinrich sagt:

    Ich weiß nicht, an wen man sich da wenden kann. Aber vermutlich ist evolutionstechnisch alles gelaufen und nichts mehr zu ändern. Aber mir wäre es doch sehr lieb, wenn Tauben nicht taub wären sondern stumm. Von mir aus auch beides!

  3. Heinrich sagt:

    Bei Lebensmitteln wird ja gerne ein „Pro Kopf Verbrauch“ errechnet.
    Darum habe ich mal gerechnet: Im Internet habe ich gelesen, dass in München 40000 Tauben leben, die jährlich 480 Tonnen Kot produzieren. Bei 1,4 Millionen Einwohnern bekommt also jeder Münchner 342g Taubenkot auf den Kopf….. -igitt!

  4. nömix sagt:

    Das höchste Lebensziel der Tauben
    ist: Menschen den Verstand zu rauben
    durch Gurren ohne Unterlass
    bis man verrückt wird. So ist das.

  5. quersatzein sagt:

    Das Gurren einer tauben Taube
    ist lauter wohl und, wie ich glaube,
    an Lärm fast nicht zu übertönen.
    Da hilft kein Flehen oder Stöhnen.
    Man hilft sich offenbar am besten
    mit deutlichen und wüsten Gesten.

    • Lo sagt:

      Es sei denn, es handelt sich um ein Schnäppchen, einen günstigen Kauf, den man auch als `Ringeltaube` bezeichnet.
      Und natürlich keine Brieftauben mit Verlobungsring.

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