Vorfreude.
Ich will nicht bezweifeln, dass es sie noch gibt. Doch zu Zeiten, als das Geld noch sehr knapp war und eher dazu benötigt wurde, satt zu werden, war das Wünschen und das Hinträumen zu schönen Dingen für die meisten bestimmt intensiver – und länger anhaltend, weil auf manche Anschaffung erst mühsam hingespart werden musste.
Das Schaufenster des einzigen Spielzeuggeschäftes in Buer-Erle war meine Pilgerstätte. Ich träumte so sehr von dem glänzend roten Roller mit den dicken, cremefarbenen Ballonreifen, der dort im Fenster stand. Stolze 37 Mark 50 sollte er kosten. Viel zu viel für meine Mutter mit ihrer kleinen Fürsorgeunterstützung. Und der Begriff Taschengeld war mir unbekannt. Der Wunsch blieb unerfüllt – und vielleicht darum auch bis heute unvergessen.
Schön war es, wenn meine Mutter mit mir einmal monatlich mit der Straßenbahn von Erle nach Buer fuhr, um dort an der Rathauskasse ihre Unterstützung abzuholen. Denn dann führte uns der Weg stets in das riesengroße Kaufhaus „Althoff“. Zum Gucken.
Die Rolltreppe in die Spielzeugabteilung im zweiten Obergeschoss war für mich eine Fahrt ins Paradies: alles, was man sich als Kind nur wünschen kann, war dort zu finden. Und wenn ich Glück hatte, sprang für mich doch noch ein kleines, aber wirklich nur kleines Spielzeugauto, und einmal auch eine kleine Mundharmonika dabei heraus.
So sahen einst die Spielzeug-Seiten der Kaufhauskataloge aus:
Die Erinnerungen an meine unerfüllten Spielzeugwünsche schlummerten in mir, bis ich eines Tages (1984) jemanden traf, der altes Blechspielzeug sammelt. Als er mir seine Schätze zeigte, war ich wie elektrisiert: all´die schönen bunten, schnurrenden und ratternden kleinen Autos, die ich mir als Kind so sehr gewünscht habe! In bespieltem Zustand mit Gebrauchsspuren, oder auch noch originalverpackt. In Kartons und Seidenpapier. Zum vorsichtigen Anfassen.
Bis zu diesem Tag hatte ich noch nie etwas gesammelt, doch dann hatte es mich gepackt: ich ging auf Schatzsuche, fragte in alten, noch inhabergeführten Spielzeugläden nach, suchte auf Flohmärkten, in An-und Verkaufsläden – und wurde fündig. Aber auch um so manche gute alte Mark ärmer. Wenn ich dann ganz glücklich so einen alten Schatz nach Hause trug, freute ich mich schon darauf, es in die Hand nehmen zu können, vorsichtig zu reinigen, in Gang zu setzen, und mir so ein kleines Stückchen Kindheit zurückzuholen.
So, nun krame ich mal weiter in meinen Spielzeugschatzkisten herum und bin gespannt, was ich demnächst zutage fördern werde.
Bissi Tage!
Vom Foto hatte ich erst gedacht: ein Schokoladenauto! ?
Aber jetzt seh ich’s, es ist ein echtes Blechauto. Wobei das mit der äußeren Hülle ja gar keinen Unterschied zu einem Schockischlitten macht! ???
In der Sonne würde man den Unterschied bemerken 😉
???
Lieber Lo,
Sie haben mir mit diesem Artikel eine große Freude gemacht.
Mit all dem Beschriebenen und Gezeigten haben Sie mir sehr viele Puzzleteile geliefert, die mein Erinnerungsbild auffrischen, ergänzen und erstrahlen lassen!
DANKE!
Gruß Heinrich
Das freut mich aufrichtig, lieber Heinrich!
Herzliche Grüße!
Damals gab es nicht viel, aber dafür wurde sich über Geschenke gefreut. Ich habe allerdings auch oft Kleidung zu Weihnachten bekommen. Durchaus eine Abwechslung, denn überwiegend trugen wir gebrauchte Kleidung. Ich bekam einmal eine Winterjacke (so mit ca. 7 Jahren, die war so groß, das ich die gefühlt 5 Jahre getragen habe, anfangs mit aufgekrempelten Ärmeln. Da kam auch nicht immer Freude auf.
Ein anderes mal bekam ich zu Weihnachten ein Bügelbrett mit Kinderbügeleisen. Das ist gleich Heilig Abend durchgebrannt und wurde nach Weihnachten zurückgegeben. Ich sollte dann ein neues bekommen, das kam aber nie bei mir an. Vermutlich hat Mama erst das Geld zurückbekonmmen und als ein neues Bügeleisen im Laden vorätig war, hatte sie kein Geld mehr dafür.
Mein tollstes Weihnachtsgeschenk war ein kleiner Fotoapperat von Agfa oder Foto Porst. Aus heutiger Sicht wohl nichts sensationelles. Der war in einer Geschenkpackung, das kostete 15 Mark, das weiß ich noch. Damals war das ein Schatz. Leider waren Filme sehr teuer, und das Entwickeln auch.
Hallo Lo, es gab und gibt wahrscheinlich jetzt auch noch einen Händler auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt, der diese Schätze verkauft. Immer wieder schön, zu sehen ?
Hallo Annette, dankeschön für Deinen Hinweis. Ich war bereits zwei Mal auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt und werde am Donnerstag noch einmal dort sein. Dann halte ich mal Ausschau, ob ich diesen Händler finde. Bin gespannt.? Liebe Grüße!
Moinsen lieber Lo, ich kann leider nur mutmaßen, wo sich der Stand jetzt befindet: vermutlich Hansamarkt oder Alter Markt. Die Stände wurden ein wenig neu angeordnet und dieses Jahr habe ich ihn leider noch nicht gesehen, was jedoch nichts heißen muss, weil ich noch nicht überall war. Viel Erfolg! 🙂 und liebe Grüße, Annette
Lieber Lo!
Die Autos sehen wirklich genial aus. Im ersten Moment könnte man sie tatsächlich für Schokoladenautos halten. Aber das wäre dann wohl nur etwas für hartgesottene Beisser 🙂
Eigentlich müsste man diese Schmuckstücke in einer Vitrine aufbewahren oder einem Setzkasten. Schön, dass Sie für uns diese wunderbaren Erinnerungsstücke hervorgeholt haben. DAS waren noch Autos!
Herzliche Grüße 🙂
Mallybeau
https://media.giphy.com/media/EcIfMU8s1SMyV8U6g6/giphy.gif
Das sind ja richtig alte Schätze, die du da zusammen getragen hast. Da fällt mir immer ein , wo sind
denn die alten Spielsachen alle geblieben, die ich einmal besessen habe ? Eigentlich schade, das
alles weggekommen ist. Herzliche Grüsse, und frohes Sammeln !
Hallo Lo,
ein schöner Ausflug in die Zeit als die Welt noch on Ordnung war ..die Jungs bekommen ein Auto oder eine kleine Dampfmaschine…die Mädchen eine Puppe oder Ausstattung für den Kaufmannsladen…heute ärgern sich die Jungs wenn die Mädchen beim online Ballerspiel mal wieder schneller gezogen haben und sie als Kunstleiche auf dem Bildschirm zurückbleiben 🙂 By the way, was Annette meint sind die etwas verkitschen Nachbauten der Spielzeuge aus Chinaproduktion..was du dort oben zeigst stammt noch von vielen kleinen und grösseren deutschen Herstellern die heute kaum noch einer kennt (und die daher echte wertvolle Sammlerstücke sein können) Lieber Gruss von Jürgen der hier gerade sinnend vor einem Metallschienenzeppelin mit Federuhrwerk der Firma Bing steht…einmal aufgezogen und losgelassen der durch die Wohnung mit fast ICE Tempo 🙂
Hallo Jürgen,
ja – der Hinweis von Annette war ganz lieb gemeint, doch ich denke auch, dass es ein Stand mit China-Produktionen sein wird.
Deinen Bing-Schienenzeppellin habe ich mir erst ergoogeln müssen: wouw!
Toll!
Lieben Gruß!
Ist das herrlich… Fühle mich gerade in uralte Zeiten zurück versetzt, als sich die Kinder noch wirklich richtig über solche eigentlich einfache, aber die Fantasie beflugelnden Spielsachen freuen konnten. ?
Liebe Grüße von Hanne
Wie schön. Das freut mich sehr.
Dankeschön fürs Folgen! 🙂
Ja, das Wenigste davon brauchte damals Batterien… 😉
Wirklich toll … quasi Schlaraffenland … 🙂
Ja – und dazu noch die tollen DM-Preise 🙂
Mein größter unerfüllter Spielzeugwunsch als Kind war einmal eine orangerote Registrierkasse. Bekam ich aber nicht, weil meine Mutter mir lieber „künstlerisch und pädagogisch wertvolles“ Spielzeug kaufte. Wer weiß, vielleicht wäre ich mit einer orangeroten Registrierkasse ja zur Milliarden-Unternehmerin geworden…