Sprachverschmutzung: „Ethnische Säuberung“.

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Normalerweise bin ich um Worte nicht verlegen, aber augenblicklich weiß ich ehrlich nicht, wie ich vor Empörung überhaupt beginnen soll: soeben fiel mir bei Tagesschau.de diese Überschrift ins Auge:


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tagesschau.de: Werden wieder mehr Menschen aus Syrien fliehen?

Steinberg: Zunächst einmal sehen wir, dass viele Kurden vor den Angriffen der Türkei flüchten. Der UNO zufolge sind das mehr als 100.000, die Kurden sprechen sogar von bis zu 200.000. Aber die flüchten in der Regel nach Süden, sodass weder die Türkei noch Europa diese Auswirkungen direkt spüren werden.

Gleichzeitig ist zu sehen, dass die Türkei ein klar definiertes Interesse an den neu eroberten Gebieten in Syrien hat: Sie will syrische Flüchtlinge aus der Türkei dorthin zurückschicken. Das wird aus meiner Sicht zu einer ethnischen Säuberung führen.  Nämlich, dass Kurden aus diesen Gebieten vertrieben werden und Syrer aus der Türkei dort angesiedelt werden.

Quelle: Tagesschau.de

Auszug aus einem Tagesschau-Interview mit Guido Steinberg, Nahost-Experte bei der Stiftung für Wissenschaft und Politik in Berlin.


Verflixt! Wie verroht muss man sein, wenn man die gewaltsame Vertreibung von Menschen, die sie in unvorstellbar größte Ängste und Nöte bringt, als „Säuberung“ bezeichnet – wie das Entfernen von Schmutz, Dreck oder Müll?

Menschendreck also?

Wie kann man es zulassen, dass sich ein solch menschenverachtender Begriff, wie „Ethnische Säuberung“ so etablieren konnte?

Gab es das nicht schon einmal?
Um sich  den gern zitierten „Anfängen zu wehren“, scheint es wohl wirklich längst zu spät zu sein.

Hauptsache, das Klima stimmt.
Und für moralisches Empfinden und Gewissensangst gibt es jetzt ja die Flugscham.

Empörend.


Aus Wikipedia: Ethnische Säuberung (Auszug)

Herkunft und Verwendung

Der serbokroatische Begriff etničko čišćenje wurde im Jugoslawien der 1980er Jahre ursprünglich von Serben als Ausdruck für den angeblichen Umgang der albanischsprachigen mit der serbischen Bevölkerung des Kosovo verwendet. Zu Beginn des Bosnienkrieges gelangte der Begriff als ethnische Säuberung in den deutschen Sprachraum und in weiteren Übersetzungen in die restliche Welt und bezeichnete dort die serbischen Angriffe auf bosnische Muslime.

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18 Antworten zu Sprachverschmutzung: „Ethnische Säuberung“.

  1. Das sollte man dem Herren und der Chefredaktion nicht durchgehen lassen! Das sind doch unbedingt Leute, die auf ihre Wortwahl zu achten haben.

  2. Heinrich sagt:

    Lieber Lo,
    ich denke, dass es viele Menschen gibt, die egozentrisch und dumm sind, viele sind egozentrisch und dreist (manche sind dumm und dreist)
    Ganz schlimm ist es, wenn solche Menschen medialen Einfluss oder gar Macht haben.

    Da ist es für mich eine große Freude, mit Ihnen einen umsichtigen, anständigen und fairen Menschen getroffen zu haben.
    Nur leider haben Sie keine Macht. Aber dass Sie Ihren medialen Einfluss nutzen, um wenigstens ein paar Menschen nachdenklich zu machen, finde ich Klasse!
    Gruß Heinrich

  3. Es ist einfach nur fürchterlich, was sich da abspielt. Ich fühle mich ohnmächtig.

  4. Anna-Lena sagt:

    Manchmal kann ich gar nicht so viel essen, wie ich kotzen könnte. Ich teile deine Empörung voll und ganz!

  5. was derzeit durch die türken in syrien passiert, ist kriegerisch und menschenverachtend. menschen werden mal wieder zum spielball von machtpolitik, ihnen wird die heimat und lebensgrundlage geraubt. die türken und die kurden – eine alte geschichte… ganz egal, wie man eine solche vertreibung nennt, es ist furchtbar, ein verbrecherisches vorgehen seitens der türken. erdogan hat sich durchgesetzt. die welt schaut mal wieder zu und labert sich den wolf.

  6. nömix sagt:

    „Ethnische Säuberung“, vulgo „Volksbereinigung“.

  7. fropen sagt:

    Man einem Menschen schlecht vorwerfen einen Begriff zu verwenden, der selbst vom Internationalen Gerichtshof verwendet wird.
    Wir haben hier ja auch nur „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ statt wie es eigentlich heißen müsste „Verbrechen gegen die Menschheit“

    • Igby-Ybgi sagt:

      Hmmm… den Begriff kann man suboptimal finden, schon richtig. Aber er hat sich nun mal über Jahrzehnte etabliert und wird allgemein ja auch als absolut negativ konnotiert empfunden. Meinetwegen mag es daher gedankenlos sein, den Begriff in diesem Zusammenhang zu verwenden. Aber empörend? Das ist mir dann doch zu selbstgerecht.

  8. Marcus Cyron sagt:

    Ich widerspreche hier mal den Ausführungen. Ich halte das Wort für ungemein passend für das, was dort passiert. Es bildet in klarer und deutlicher Weise den widerlichen Tatbestand ab und trifft deshalb absolut den Kern der Sache.

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  10. Würde der Begriff vermieden, den du mit Recht anprangerst, lieber Lo, wäre ja noch nichts gewonnen. Dass der Nato-Partner Türkei einen Angriffskrieg führt, macht fassungslos. Und statt hier klare Kante zu zeigen, laviert die EU herum, Nato-Generalksekretär Stoltenberg lobt die Tüprkei als verlässlichen Natopartner, und so lässt man das Kriegsgräuel einfach geschehen.

  11. Öhm, der Begriff ist eindeutig negativ besetzt und wird i.d.R. im Zusammenhang mit Massenmord und Kriegsverbrechen genutzt. Jetzt so zu tun, als sei das anders, zeugt von Unwissenheit (oder böser Absicht, die ich mal nicht unterstellen mag). Nicht jedes Gerichtsverfahren in Nürnberg gehört zu den Nürnberger Prozessen 🙂

  12. Herr Ösi sagt:

    Lieber Lo,

    dass Menschen, besonders die einheimischen Menschen, sprich die Wähler und Steuerzahler für die regierenden Politiker und Mainstream-Parteien nicht mehr sind als Menschendreck beziehungsweise belangloses Stimmvieh, das man beliebig belügen und betrügen kann, daran haben wir uns in den letzten Jahren leider mehr als genug gewöhnen müssen …

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  16. Iggy sagt:

    Ich gucke keine Öffentlich Unrechtlichen mehr – es könnte mich zu sehr verstören. Zudem muss ich den Mist auch noch bezahlen. Manchmal dringt aber was durch, und das ist furchtbar.

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