Die Schwarzfüße – Sommer 1946 Ruhrgebiet – ein Jugendbuch für Große.

Verdelli – ich, dessen Kindheit doch schon sehr weit zurückliegt, hätte nicht gedacht, dass mich die Geschichte eines Jugendbuches derart gefangen nimmt, dass ich mich nach dem Lesen der letzten Seite so fühle, wie nach einem Kinobesuch: von der Handlung betäubt und berührt zugleich.
Im Kino bleibe ich bei Filmen, die mich beeindruckt haben, gern noch so lange still auf meinem Platz, bis der komplette Abspann durchgelaufen ist und der Vorhang sich geschlossen hat.

Hier ist es ein Buch, das mich nach dem Lesen noch eine Weile stillsein ließ.
Ein Jugendbuch. „Die Schwarzfüße“ von Jo Pestum

Ein Jugendbuch?
Ja – und zwar eines, das vermutlich für uns „Große“ geschrieben wurde. Für uns, die als Kinder im zerstörten Nachkriegs-Ruhrgebiet aufwuchsen, zwischen Indianerspielen, Trümmern und Kohldampf.

Es handelt von sechs Jungen, die 1946 in den Trümmern des Ruhrgebietes einen Indianerstamm „Die Schwarzfüße“ gründen, von Mutproben, wie dem Sprung von der Karnaper Kanalbrücke, vom Klauen einer Schreibmaschine in der Druckerei Giradet, vom Steinekloppen für ein Fahrrad oder dem Kohlenklauen für etwas Milchpulver und Fischkonserven. Vom ewigen Kohldampf, von Hamsterfahrten, dem Kampf gegen die wilden Jungs der Ulmenhofbanditen aus der Nachbarschaft, vom Schwungbein-Erwin mit der Quetschkommode, von Kriegsheimkehrern, Schwarzmarkt und dem ersten Schwärmen für ein mandeläugiges Mädchen mit X-Beinen.

„Vieles in dieser Geschichte, die im Sommer 1946 handelt, ist erfunden, vieles hat sich wirklich so zugetragen. Die Schwarzfüße, die schöne X-Bein-Gemme, den Schieber Fettauge Marqurdt, den dünnen Heimkehrer Käse-Rudi: die hat es tatsächlich gegeben. (…) In der Erinnerung an die Abenteurer aus jenen wilden Tagen widme ich dieses Buch den Abenteurern von heute – in der Hoffnung, dass es sie gibt…“,

… schrieb Jo Pestum in seinem Vorwort dieses wunderbaren Romans. Jo Pestum, geboren 1936 in Essen, verstarb 2020

Jo Pestum
Die Schwarzfüße
Mit einem Nachwort von Dirk Hallenberger
192 Seiten · gebunden mit Schutzumschlag, Lesebändchen
14,90 € · ISBN 978-3-948566-10-4
Erschienen September 2021

Hier oder im Buchhandel erhältlich:
Verlag Henselowsky Boschmann – Bücher vonne Ruhr

Ein wunderbares Buch „vonne Ruhr“, so lebendig und authentisch geschrieben, dass mir beim Lesen viele Bilder und Begebenheiten aus meiner Kindheit wieder präsent wurden.
Schöner als Kino.
Meine aufrichtige Empfehlung.

Bissi Tage – man liest sich.
Lo.


Das ist mir wichtig: wenn ich hier hin und wieder über ein Buch schreibe, das mir gefällt, so geschieht dieses stes ohne wirtschaftliches Interesse meinerseits, ohne Beeinflussung meiner Meinung und grundsätzlich ohne Gegenleistung, ausser vielleicht, dass die Freude der Autoren/ der Autorin/nen darüber mein ach so altes Herz erfreut. Dat isso!   🙂

 

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3 Antworten zu Die Schwarzfüße – Sommer 1946 Ruhrgebiet – ein Jugendbuch für Große.

  1. Werner Boschmann sagt:

    Lieber Lothar, wunderschön treffend geschrieben. Danke dafür! „Die Schwarzfüße“ gehören zu meinen Lieblingsgeschichten.

  2. Verwandlerin sagt:

    Jo Pestum ist eh super Autor! Ich lese Jugendbücher oft gerne!

  3. ohh, das muss ich mir merken, jo pestum habe ich früher schon gern gelesen. danke!

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