Bühne frei!

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Hand aufs Herz: ist nicht eigentlich jeder, der „blogt“ ein wenig auch ein Selbstdarsteller?

Jeder auf seine Art?
Wer hier dabei ist, findet sich als Hauptdarsteller und Zuschauer zugleich in einem kleinen Theater wieder, das 24 Stunden geöffnet ist und bei dem auch das anonyme Publikum eingeladen ist, sofort selbst vom Zuschauer zum Darsteller zu werden.

Und weil jeder mitmachen darf, machen auch welche mit, die vielleicht zunächst auch nur zufällig einmal vorbeigekommen sind: Nette, Spinner, Neider, Besserwisser, Sympathische, (Ein-)Gebildete, Neugierige.
Also der ganze große Tiergarten Thalias, der Muse des Theaters und der Komödie.

Und die Gage? Fließt reichlich.
In Form von Kommentaren, Zustimmung, flüchtigen Bekanntschaften zu Gleichgesinnten, Bereicherung an merkenswerten, pfiffigen Formulierungen.

Nicht zu vergessen: der Applaus.
Ich habe mich ja freiwillig auf diese Bühne begeben, will ehrlich sein: vielleicht auch des Applauses wegen!

Aber auch Dramen sind hier zu finden.
Wieviele „Mitspieler“ hier nicht nur ihre Unterleibserlebnisse, sondern auch ihre Liebes- und Lebensschmerzen frei und offen, sich verwundbar machend präsentieren!

Schnell wäre man geneigt, solche traurigen Veröffentlichungen als „Jammerzirkel“ zu verurteilen. Dabei, denke ich, kann es auch gut sein, wenn auf diese Art jemand in kritischen Situationen mithilfe des Bloggens ein Ventil für sich und seine Nöte findet und in besten Fall auf Mitspürende, Tröstende und Lebenshelfer trifft.

Ich mag besonders gern pfiffige, humorvolle Dialoge.
Das Spiel mit Worten. Jux, Satire, Nonsens, Schabernack.
Aber auch Tiefe,
Von allem also etwas.

In diesem Sinne:
Der Vorhang bleibt offen – the show must go on.
Ich spiele gern mit.

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53 Antworten zu Bühne frei!

  1. Hanne sagt:

    Das ist wohl so im Netz, Bühne frei für Spaß und Spiel, was du hier sehr schön ge-/beschrieben hast. Vor allem ohne negativem Unterton oder gar Zynismus, wie es ja leider auch mancherorts nicht wirklich schön zu lesen ist.
    Wichtig ist doch eigentlich, dass jeder Freude an dem hat, was er im Netz bzw Blog macht und es gut tut. Vor allem auch, wenn man Gedanken, Freude oder auch mal Sorge miteinander teilen kann.
    Liebe Grüße von Hanne und hab noch einen richtig schönen Tag ?

  2. „Ich mag besonders gern pfiffige, humorvolle Dialoge.
    Das Spiel mit Worten. Jux, Satire, Nonsens, Schabernack.
    Aber auch Tiefe,
    Von allem also etwas.“
    „Und das ist auch gut so“ – ist und bleibt ja das geflügelte Wort von Wowereit, aber hier muss ich es einfach mal verwenden.
    Weiter so wünscht sich
    Clara

  3. ich würde mir mehr zuspruch/applaus wünschen… aber darum blogge ich nicht allein. es geht mir um eine plattform, wo ich ehrlich meine meinung kundtun kann, auch wenn es vielleicht einigen nicht gefällt, was ich da schreibe.
    ich kenne keinen menschen, der nicht auf seine weise ein selbstdarsteller wäre. blogger sind da doch heute bereits exotisch. die mehrzahl der menschen reagiert sich über facebook, twitter, whatsapp und youtube ab.

  4. und noch was: gegenüber dem laffen, der vor meinem fenster um sein auto herumtänzelt – nach dem motto: schaut alle, das gehört mir…, demgegenüber ist doch das bloggen eine relativ fortschrittliche form der selbstdarstellung.

  5. Lieber Lo!

    Toll, dass Sie genau das was Sie mögen auch so exzellent zu Papier äh Blog bringen.
    Ein Hoch auf die feinen WortspielerEIen von Onkel Dotter, die brillanten Gedichte und amüsanten Erzählungen 🙂
    APPLAUS!
    https://media.giphy.com/media/9xuUhwozi3qvJdPogI/giphy.gif

    Herzliche Grüße
    Mallybeau

  6. maribey sagt:

    Ich schenk dir gerade Applaus. Hörst du?

  7. derdilettant sagt:

    Wieso „ein wenig“? 😉

  8. Eine dezent Unterform des Exhibitionismus ist Bloggen irgendwie schon.Das macht aber nichts.Ganz im Gegenteil. Es kann tatsächlich inspirierend sein Teileinblicke in das Leben anderer zu bekommen.Schießlich wird niemand gezwungen zu lesen.Bei Zynismus, Prahlerei oder Hass klicke ich einfach weiter.

  9. speedhiking sagt:

    Szenenapplaus vom Balkon!

  10. Ich hab keine Unterleibsdingens, das wollte ich einmal gesagt haben! 🙂

  11. Wie schrieb schon der gute alte Shakespeare:All the world’s a stage,
    And all the men and women merely players
    und warum sollte da gerade der Blogger eine Ausnahme von darstellen?
    Ich erfreue mich -wie zu Shakespeares Zeiten- an den groundlings die heute als Trolls verkleidet herumstreunern; nur heute werfen sie ihr Verständnis der Welt und ihr Unverständnis des Anderen wohlfeil durch Hassreden und Wutgeschreibsel in die Blogs, statt wie damals mit Gemüse oder Knoblauch nach den Darstellern. Letztlich hat sich nicht viel geändert im Weltenlauf.

    Etwas OT
    Ich liebe ihre alten Spielsachenbeiträge, das wärmt das Herz und lässt das Hirn in feinen Zügen in eine Zeit -die Kindheit- reisen, in der alles viel klarer war, zumindest für mich. 😉
    Leider schaffe ich es meist nicht was im Blog zu hinterlassen …seufz…das klingt wie ein Hund mit Obstipation…aber da ich kein Gravatar nutze(der Datenschutz! 😉 ) kann ich zwar gefällt mir anklicken, einzig es wird nicht ausgewertet. :-/
    Deswegen hier mal ein dickes DANKE für ihre feinen Beiträge, mein lieber Herr Lo. 🙂

    • Lo sagt:

      Ihr Lob und Ihre Freude über das alte Spiezeug , lieber Blödbabbler. ist mir Antrieb, die Spielsachenbeiträge in loser Folge weiterzuführen. Versprochen. Ich hab ja selbst so viel Spaß daran 😉

  12. Als ich 2005 anfing zu bloggen gabs Facebook, Twitter und derlei Instrumente des kurzatmigen Denkens noch nicht, und ich dachte, es würde sich durch Bloggerinnen und Blogger eine intelligente Gegenöffentlichkeit etablieren. Damals wurden Blogs von Journalisten geschmäht. Heute hat sich das schlechte Image mit Recht auf das Mikrobloggin verlagert. Für einen Blogeintrag setzen sich Menschen hin und richten ihre Gedanken zu logischen Folgen aus, verfassen Texte und ergänzen durch Bilder und sind Kulturschaffende in dem kleinen Zirkel ihrer Leserinnen und Leser. Blog sind wie Musikinstrumente. Man kann sie für sich spielen, aber auch die Bühne suchen, die du so trefflich beschrieben hast, lieber Lo. Ist allemal besser als nur zu konsumieren und sich berieseln zu lassen..

  13. iGing sagt:

    Speis‘ und Trank und gute Unterhaltung … da gehört ein SpiegelEI aus dem Kohlenspott unbedingt dazu! Danke, lieber Lo, dass du mit dem Spaß Ernst machst!

  14. Mitzi Irsaj sagt:

    Gut beobachtet und beschrieben. Applaus auch von mir. ?

  15. Anna-Lena sagt:

    Warum sollte das Leben im Bloggerland grundsätzlich anders sein, als das reale Leben, mit all seinen Höhen und Tiefen?
    Ich mag das Bloggen mit allen Facetten.

    Lieben Gruß
    Anna-Lena

  16. schön haben sie das geschrieben!
    lieben gruß aus dem fastzwangsentzug;-)

  17. C. Araxe sagt:

    Für mich ist (zumindest bei meinem Blog) noch ganz viel von der ursprünglichen Bedeutung drin – Weblog, also eine Form von Tagebuch oder eher Logbuch mit Einträgen, wo und wann man vor Anker gegangen ist, einen schönen Landgang hatte oder auch mal Schiffbruch erlitten hat. Die Heuer besteht hier nicht aus Passagierapplaus – man ist ja nicht auf einem Malleflieger –, sondern größtenteils am simplen Festhalten der Logdaten. Aufgeschrieben zählen Erlebnisse, Entdeckungen oder Gedanken mindestens doppelt und man kann sie viel einfacher der Léthe oder dem großen Meer des Vergessens entreißen. Sich des Schönem mit Freude auf einfache Weise (hilfreich ist ein Plug-in, das den aktuellen Tag jeweils um Jahre zurückversetzt) ganz leicht zu erinnern und es so quasi noch einmal zumindest gedanklich zu erleben. Und bei dem weniger Schönen zu erkennen, dass mit der Zeit doch einiges relativiert wird. Manches hat schlicht keine Bedeutung mehr, manches kaum noch und den Rest hat man auch überlebt.
    Nichtdestotrotz sind Besucher oder gar Mitreisende an Bord willkommen und das auch nicht nur auf einen kurzen Schnack. Diese Seefahrt dient nicht militärischen Zwecken, ist aber Gefechten nicht abgeneigt, wenn es sich um Worte handelt. Mit (Wort-)Witz verbunden ergaben sich so schon viele sehr schöne Seeschlachten, aber auch einiges an Tiefgang. (Abtauchen, eintauchen? Egal, jedenfalls tief rein.)
    Es ist ein festgehaltenes Treiben im Meer der Zeit und ebendieses finde ich bei vielen Bloggern gleichfalls interessant. Piraterie ist mir im Sinne von Gerechtigkeit (da bedarf es sicher noch mehr Erklärungen, das ist jetzt aber einfach zu viel) schon sehr sympathisch, aber ich bin dann doch mehr in der Forschungsschifffahrt unterwegs (persönlich als auch alle Meere, die es gibt).
    Ahoi!

  18. Pingback: Für die einen ist es Theater… – Das Gruselkabinett

  19. ueberweiss94 sagt:

    Werter Lo,

    besser hätte ich wohl auch die eigenen Beweggründe für mein Tun nicht zusammenfassen können. Daher darf ich das wohl hier mal einfach so unkommentiert stehen lassen. Obwohl, dafür ist es ja wohl gerade jetzt zu spät.

    Viele Grüße vom Schabernack-Beautragten meines Blogs an den Jux-Bevolllmächtigten des hiesigen.

    René

  20. Hallo Lo, sicher ist jeder irgendwo beim Bloggen auch ein Selbstdarsteller. Aber sind wir das nicht im „richtigen Leben“ auch? Nur mit anderen Zuschauern?

    Ich habe auch überlegt, ob ich etwas zum Tod meiner Schwiegermutter schreiben soll oder nicht. Einen traurigen „Jammerbeitrag“ wollt ich auch nicht veröffentlichen. Aber trotzdem gehört auch dieses Erlebnis zu meinem Leben dazu.

    Als ich damals, ziemlich genau im April 2004, einen Artikel übers Bloggen in der Zeitung las, hieß es in der Beschreibung, das Bloggen einem Tagebuch schreiben ähnelt. Mit dieser Vorstellung bin ich dann bei 20 six mit dem Bloggen angefangen und ziemlich genau mit meinem Umzug zum Schätzelchen zog ich Ende 2005 zu Twoday um.
    Es ist immer noch irgendwie ein Tagebuch, da es aber öffentlich lesbar ist, stehen so gut wie keine Einträge über meine innersten Gefühle darin, die verrate ich ja im „richtigen Leben“ auch kaum jemanden. Und das ist auch gut so.

    Natürlich lese ich auch am liebsten fröhliche Beiträge 😉 , aber ernste Beiträge möchte ich trotzdem nicht missen.
    Liebe Grüße 🙂

  21. wenn wir früher Tagebuch geschrieben haben, hatten wir ein Büchlein mit Schloß, weil niemand ein Blick rein werfen sollte und durfte, Tat es doch jemand, war man schwer beleidigt.
    Heute schreiben wir alles in die Öffentlichkeit und sind geknickt, wenn keiner liest 😀
    Wie die Zeiten sich doch ändern 😀

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