Bücher weinen nicht. Vom Trennen und öffentlichen Bücherschränken.

Den Karnickeln sagt man es ja nach,
aber ist es nicht seltsam, wie platzgreifend und rasch sich auch Bücher vermehren können?
Schon wieder waren bei mir die Regale so voll, dass ich mich schweren Herzens dazu entschloss, einen Teil meiner vermehrungsfreudigen Bücher „auszuwildern“, sie an einen anderen Ort zu bringen, wo sie sicher jemanden finden, der ihnen den Platz schenkt, an dem sie ihrem drängenden Regalverstopfungstrieb weiterhin nachgehen können.

Dass es nicht leichtfällt, sich von Büchern zu trennen, kennt jeder, der es schon einmal hinter sich gebracht hat.
Doch seit es in so vielen Orten öffentliche Bücherschränke gibt, aus denen sich jeder kostenlos frei und anonym mit Lesestoff versorgen, oder seine nicht mehr benötigten Bücher hineinstellen kann, fällt mir die Trennung von meinen gedruckten Freunden durchaus leichter. Möglicher Trennungsschmerz wäre ohnehin einseitig, denn Bücher weinen nicht.

Kurzum: heute war es wieder soweit.
Ein großer Karton voll wanderte wieder in „meinen“ öffentlichen Bücherschrank der sich am Ebertplatz in Oberhausen befindet:

Habe ich nun etwas verloren?
Nö. Im Gegenteil: ich habe etwas gewonnen: ein gutes Gefühl – und freien Platz im Regal.
Vielleicht sogar für neue Bücher?

Ach ja: vor wenigen Tagen entdeckte ich einen tollen Blog mit dem Namen BÜCHERSCHRANKGEBIET.
Ralf Koss, der Betreiber, ist…..
zit.: „….unterwegs im literaturgebiet.ruhr, um mir die Bücherschränke des Ruhrgebiets anzusehen und mit den Menschen zu sprechen, die dort Bücher aussuchen, Bücher hinein stellen oder sich nur umsehen. Bücherschränke sind zwar Orte des Wandels. Doch nicht nur die Neugier auf das Neue wird dort belebt. Ebenso findet sich die überraschende Erinnerung beim Wiederentdecken von Vertrautem.“

Ralf Koss besucht öffentliche Bücherschränke im Ruhrgebiet, fotografiert sie und beschreibt auf besondere Weise ihren von ihm vorgefundenen Inhalt. Mir gefällt das!
Meine Empfehlung: schaut einmal hinein!
https://buecherschrankgebiet.wordpress.com/

Bissi Tage!
Lo

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32 Antworten zu Bücher weinen nicht. Vom Trennen und öffentlichen Bücherschränken.

  1. iGing sagt:

    Ich mag inzwischen gar keine Bücher mehr zum Bücherschrank bringen, denn immer wenn ich eins hinbringe, komm ich mit zweien zurück.

  2. C. Araxe sagt:

    Es gibt aber auch Leute, die sich wohl intensiv mit Verhütungsfragen beschäftigt haben. So fragte mich mal eine Bekannte, als ich bei einem Flohmarktbesuch ein Buch erwarb, was ich denn damit wolle – ich hätte doch schon so viele.

    • Lo sagt:

      Könnte man auch auf Unterbuxen oder Schuhe übertragen…😂

      • C. Araxe sagt:

        Bei Schuhen kann ich es mir ja noch vorstellen, diese auf dem Flohmarkt zu kaufen, weil es sich um seltene oder ursprünglich teure Modelle handelt. Ist für die Füße aber auch nicht so gut, wenn die Schuhe von anderen Füßen eingelatscht wurden. Aber Unterbuxen? Selbst mit Fetischneigungen sind wohl Flohmarktkäufe nicht so prädestiniert.

      • Lo sagt:

        OOOPS, ich hatte gar nicht an den Flohmarkt, sondern an die Menge zu besitzender Dinge geadcht…… 😉

  3. eimaeckel sagt:

    Danke für den Blick in dein Innenleben. Was mich wundert, sind die kleinen Stühle. Wohnst du bei den sieben Zwergen? 😉 –

  4. Watt is dat denn? Sehe ich wohl unscharf? Hamse die Pöle vor den RWO- Hajo Sommers sein Etablissmeng in Schalkeblau angemalt? Wer macht dat denn? Und auffm Boden gehtet in Weiß weiter! Blauweiß. Nä.

  5. Lo sagt:

    Das ist nicht blau. Das ist Nachtigallenpobackenviolett

  6. Pat sagt:

    Für Android kann ich die App BuchschrankFinder empfehlen.

    • Lo sagt:

      Eine schöne Idee! Ich habe mir die Bewertungen zu dieser App angeschaut: der Entwickler kommuniziert freundlich und lösungsorientiert mit den Nutzern. Für Leute auf Reisen eine sinnvolle Sache. Dankeschön für den Tipp!😊👍

  7. Mitzi Irsaj sagt:

    Die Bücherschränke sind wirklich ganz wunderbar. Da ich nie eines einfach wegschmeißen könnte, sind sie die Rettung und hinterlassen ein gutes Gefühl. Man muss nur aufpassen, nicht gleich wieder Bücher mit heim zu nehmen. 🙂

    • Lo sagt:

      Stimmt, liebe Mitzi: dieses gute Gefühl mildert spontan den „Trennungsschmerz“.
      Und ein bei dieser Gelegenheit mitgenommes anderes Buch ist dann die „Belohnung“.
      Liebe Grüße nach München!
      🙂

  8. C. Araxe sagt:

    In Cagliari auf Sardinien gibt es übrigens sehr charmante Bücherboxen:

    Teilweise auch in Parks oder irgendwo an einer Häuserwand.

  9. quersatzein sagt:

    Schon eine tolle Sache, diese Bücherumschlagplätze, die wir bei uns auch an vielen Orten antreffen.
    Einen lieben Gruss,
    Brigitte

  10. Ralf Koss sagt:

    Mit dem herzlichen Gruß der Dank fürs freundliche Hinweisen. Wie geordnet und gut gefüllt der Schrank schon wieder aussieht. Als ich da war, ging es in zwei, drei Fächern doch etwas drunter und drüber. 🙂
    Bis demnächst mal wieder im Netz oder auf unseren Wegen durch OB

  11. Ulrike Sokul sagt:

    Seit zwei Jahren kümmere ich mich ehrenamtlich um den Bücherschrank, den meine Wohnungsgenossenschaft in unserer Siedlung an einer gut frequentierten Bushaltestelle installiert hat. Genauer gesagt, war meine Bereitschaft, den Bücherschrank zu pflegen, die Voraussetzung, daß er überhaupt aufgestellt wurde. Denn wir waren uns einig, daß nur ein ordentlicher Bücherschrank gut „läuft“.
    Ungefähr zweimal, manchmal dreimal pro Woche räume ich dort auf, stelle Bücher thematisch passend zusammen und sortiere auch arg gammelige Bücher, überaltete Reiseführer und Gesetztestexte oder den 300. Konsalik gnadenlos für die Papierverwertungstonne aus.
    Mit meinem geschultem Buchändlerinnenblick stelle ich erfreut fest, daß ein sehr reges Geben und Nehmen herrscht und sogar einige „Kunden“ mein Ordnungsprinzip verstanden haben und ebenfalls anwenden.
    Es werden auch gelegentlich DVDs und CDs eingestellt und einmal ein Tütchen mit Weihnachtsdekokram. Alles fand willige Abnehmer.
    Bücherschränke sind eine sinnvolle „Erfindung“, eine schöne Anregung zum Loslassen und zugleich eine kleine Schatztruhe für unerwartete Buchbegegnungen.

  12. Jupieee! Jaaaaaa. Büchertische, -schränke, alles sooo toll. Ich gebe meine in einen Laden, der die Bücher umsonst (!) weitergibt. Verstehe zwar, dass manche Geld nehmen, das ist mir aber eben nicht die Idee. Manchmal lasse ich auch einfach mal eins irgendwo absichtlich liegen. Ich habe die wunderbare Amerika-Gedenk-Bibliothek um die Ecke und weiß, dass ich (fast) jedes Buch dort wieder bestellen kann, sollte ich es vermissen. Bei ein paar Exemplaren habe ich es später tatsächlich bereut, sie weggegeben zu haben. Aber ich denke immer daran, wie groß die Freude ist, wenn jemand was Gutes findet und als Schatz mit nach Hause nehmen kann: Das wiegt es dann schnell wieder auf….

  13. Das geht mir ganz genauso. Und ich finde es immer wieder schön, was für unterschiedliche Menschen sich an den Bücherschränken gütlich tun!

  14. Rhiannon sagt:

    Woher willst du wissen, dass Bücher nicht weinen 😉

    vielleicht vermissen sie selbst auch ihr eigentliches Zuhause … gibt doch Geschichten von „lebenden Büchern“ … häufig verschlossen in geheimen Plätzen verborgener Bibliotheken 🙂

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