Wurst-Case über den Wolken!

Über den Wolken… muss die Freiheit wohl grenzenlos sein….
Nö. Isse aber nich. Da gibt et auch Grenzen.

Ich sitze im Flieger nach Hause, freue mich über meinen schönen Fensterplatz auf der rechten Seite und werde beim Hinausschauen – wie immer beim Fliegen- zum staunenden Kind. Viereinhalb Stunden wird der Flug dauern.
Die Sicht ist toll: ich erkenne die nordwestliche Küste Marokkos, später dann ganz deutlich auch die Straße von Gibraltar.
Fliegen ist großartig. Auch wenn man es mir tausend Mal mit physikalischen Kräften, Auftrieb und Schwerkraft und Geschwindigkeit erklärt: für mich bleibt es ein Wunder, dass sich so ein tonnenschweres Flugzeug in der Luft hält. Ich schaue weiter aus dem Fenster, der Bordservice spult sein übliches Verkaufsprogramm mit Snacks, Getränken, Zigaretten, Kosmetik, Uhren und Billig-Geschmeide ab. Später noch eine Durchsage des Kabinenpersonals, dass noch kleine Snacks zum vergünstigten Preis zu erwerben sind.

Ich versuche, etwas die Augen zu schließen, rufe mir meine schönen Urlaubstage mit langen Strandwanderungen in Erinnerung, freue mich auf Zuhause und bin rundherum zufrieden. What a wonderful world.

Nanu? Meine Nase signalisiert mir, dass etwas nicht stimmt! Trotz Maske.
Geruch ist bekanntlich ein ganz starker Erinnerungsträger. Ich bin sofort an Busreisen meiner Kindheit erinnert, an den Geruch von unterwegs ausgepackten älteren Salamibroten, jedoch ohne die damals übliche olfaktorische Begleitung der Aromen von Kölnisch-Wasser und säuerlich Erbrochenem.
Ich öffne meine Augen, und sehe, dass das Paar in der Reihe vor mir in eine runde Teigrolle beißt, in deren Mitte ein Salamiwürstchen eingebacken ist. BifiRoll steht auf der Packung, aus der sie von diesen Teilen abbeissen.
Und es stinkt. Wie damals in den alten Reisebussen. „Miefi-Roll“ müssten diese Stinkbomben heißen!

Ich schaue mich um: diese Miefi-Rolle scheint wohl ein Schnäppchenangebot zu sein, von dem viele meiner Mitreisenden – vermutlich in Ermangelung der früher kostenlos gereichten Futterage – gebrauch machten. Und der Flieger hat 225 Sitzplätze. Wenn davon nur jeder Dritte…., gut, sagen wir, nur jeder Fünfte…

Wann fallen nochmal die Sauerstoffmasken herunter? Ach ja, nur bei Druckabfall in der Kabine. Und aktuell erhöht sich der Druck hier eher durch ausdünstende Salamirollen. Keine Chance. Gut, dass niemand Kölnisch Wasser dabei hat

Der absolute Wurst-Case über den Wolken – und keine Rettung in Sicht. Dass zumindest die Piloten im Cockpit durch eine Türe geschützt sind, beruhigt mich etwas. Ich versuche mich durch das Schauen aus meinem Fenster abzulenken, was aber nicht hilft, weil es in der Zwischenzeit dunkler Abend geworden ist. Draußen ist es schwarz.

Wo bleibt Greta? Wo sind die Klimaschützer? Ach nee: die fliegen ja nicht wegen CO₂.
Mir kommt die Frage in den Sinn, was wohl schlimmer sei: Salami-Nebel oder CO₂? Der Begriff Salamitaktik bekommt für mich plötzlich eine ganz neue Bedeutung. Den Gedanken, dass vielleicht sogar Greta hinter der ganzen Sache mit den miefenden Wurstrollen steckt, um der Menschheit das Fliegen zu vergraulen, verwerfe ich sofort. Damit täte ich den jungen Leuten, die um ihre Zukunft besorgt sind, Unrecht.

Die Rettung naht mit der Ansage:
„Meine Damen und Herren, wir haben unseren Sinkflug begonnen und werden in Kürze landen…..“ „We have started our descent and will be landing shortly. Please return to….“

Ich verstehe nur Stinkflug. Das Licht wird für den Landeanflug gedimmt, es wird schlagartig stiller im Flieger. Ich spüre das Rumpeln des ausfahrenden Fahrwerks, schaue durch mein Fenster nach nach draußen ins Schwarze, erkenne tief unter mir die Lichter von Straßenzügen und Orten, dann geht alles ganz schnell: ein wenig schaukeln, dann setzt die Maschine sanft auf, ich höre das Dröhnen des Umkehrschubs der Triebwerke zum Bremsen, wir rollen…

Beim Verlassen des Flugzeuges spürt meine Nase wunderbar frische Luft, ein Duft, der mir sagt: ich bin wieder hier, in meinem Revier. Wurst-Case überlebt.

I survived.

Bis die Tage!

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11 Antworten zu Wurst-Case über den Wolken!

  1. dieterkayser sagt:

    Wurst Case im Stinkfkug – Geil!

  2. Erinnye sagt:

    🤢 Stimmt, das hatte ich vergessen…der Geruch von warmgewordenen, butterschmelzenden Salamibrötchen mit Erfrischungstuch… beliebt auf von der Schule verordneten Wandertagen.

  3. Oh ja, das abgepackte Essen in manchen Fliegern zählt zu den geächteten Menschenrechtsverletzungen der UNO. Ich bekam einst ein Sandwich gereicht, das noch satte fünf Jahre haltbar war. Kein gutes Zeichen.

  4. Da warst du ja eine löbliche Ausnahme mit Maske im Flieger – alle Stinkewurstesser hatten bestimmt keine, aber auf keinen Fall beim Essen.
    Gut, dass du alles überlebt hast.

  5. Ich habe herzlich gelacht, als ich deinen Beitrag gelesen habe 🙂
    Aber ich saß ja auch nicht mit im Flieger … 😉
    Liebe Grüße …

  6. Ein übler Anschlag dieser Ökoterroristen wider die ersehnte, erzwungene Normalität war das freilich nicht: das hätte sonst worst Tofu – Case geheißen. Nicht wahr?
    Höchstens wieder eine Absprache der Krankheitserreger. Irgendwie muß die ASP ja verreisen, tut sich nicht so leicht wie Kumpel Covid.

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