Von fliegendem Hüftgold und Pharaos Rache

SCHWERWIEGENDES
Nein, ich schreibe lieber nicht, dass ich nicht verstehe, dass ich peinlichst darauf achten muss, dass mein Koffer nicht mehr als 20 kg wiegt, um einen deftigen Zuschlag „für Übergepäck“ zu vermeiden, während mein tonnenschwerer Sitznachbar sein angefressenes Hüftgold kostenlos in den schmalen Sitz quetschen darf.
Vielleicht liege ich da auch falsch, und Fett wiegt in Wirklichkeit nix. Sonst würde es ja auch nicht oben schwimmen.
Nein, das schreibe ich lieber nicht.

PHARAOS RACHE
Vor vielen Jahrzehnten, etwa 1964, stand ich während eines Klassenausflugs nach Berlin mit meinen Schulfreunden im Dahlemer Museum staunend vor der Büste der Nofretete, die so toll aussah, dass wir es nicht glauben konnten, dass sie schon über 3.000 Jahre alt sei. Ägypten, die Pharaonen, die Pyramiden; alles das war so geheimnisvoll – und sooo weit entfernt. Nie hätten wir es uns vorstellen können, dass es uns einmal möglich sein würde, mit einem großen Flugzeug in knapp fünf Stunden dort hinzufliegen. Seit gestern bin ich nun zurück aus diesem Land.
Ich war noch nie zuvor in Ägypten, kann daher weder Königsgräber ausgebuddelt, noch die Totenruhe verblichener Pharaonen gestört haben. Vielleicht aber habe ich damals der Nofretete in Berlin etwas zu lang in das eine Auge geschaut – ich weiß es nicht mehr… – der Pharao hat es sich gemerkt und sich Jahrzehnte Zeit genommen, um sich an mir für diesen tiefen Blick in das Auge seiner Geliebten zu rächen.
Das ist für mich der einzig erklärbare Grund dafür, dass mich nur drei Tage, nachdem ich meinen Fuß erstmalig auf ägyptischen Boden setzte, des „Pharaos Rache“ traf. Diese so bezeichnete königliche Rache zwingt Dich auf den Thron, der nicht aus Gold, sondern aus schneeweißer Keramik besteht, und wenn man viel Glück hat, auch eine Wasserspülung besitzt. No further details…

ZUM HANDYGUCKEN IN DIE WEITE WELT
Vom Frühstückstisch der Hotelterrasse ein traumhafter Blick: das Meer zeigt sich in seinen schönsten Farben: von Türkis am hellen Sandstrand und bis zum Horizont ins dunkle Tiefblau übergehend. Und es glitzert. Momente, die man festhalten möchte.
An einigen Nachbartischen sitzen Menschen zu zweit, zu dritt oder auch zu viert – ein jeder intensiv und stumm mit seinem Smartphone beschäftigt. Kein Gespräch miteinander, kein Blick auf die traumhafte Kulisse – das Essen und Trinken selbst geschieht nur nebenher, eher mechanisch und vermutlich genussfrei – reduziert auf die reine Nahrungsaufnahme. Der Kellner stört mit der Frage nach dem Getränkewunsch. Die Bildschirme der Smartphones haben vermutlich Interessanteres zu bieten, als nur Meer, duftenden Kaffee, frische Brötchen und Croissants.
Ähnliche Bilder auch am Strand: Menschen auf Sonnenliegen unter schattenspendenden Schirmen stumm nebeneinander, auf kleine Bildschirme starrend. Es gibt sicher schlechtere Orte, zu denen man fürs gemeinsame Handygucken in die weite Welt fliegen kann.

Ich bin wieder zurück. War alles schön, aber:
so´n leckeret, hiesiget Butterbrot – und dat eigene Bett,
dat is doch dat schönste vonne ganze Welt.

Bis die Tage!

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11 Antworten zu Von fliegendem Hüftgold und Pharaos Rache

  1. tonnenschwerer Sitznachbar wird in Australien jetzt gewogen… weil die ihr Startgewicht berechnen wollen, öko, Kerosin…hahja, bald wird pro kg gelöhnt.

  2. Das fände ich aber auch mehr als gerecht – sage jetzt nicht, dass du neben so einem Kalorienbomber wirklich sitzen musstest.

    • Lo sagt:

      Nein, gottseidank nicht, aber bei einer anderen Reise musste ich € 36 nachzahlen, weil mein Koffer etwas mehr als zwei Kilo drüber hatte. Und das Lebendgewicht mitfliegender Pommespanzer wird nicht berechnet…? Das ist nicht ok.

  3. Quer sagt:

    Schön, dich wieder zuhause zu wissen – mit viel Reise- und Agyptenerfahrung befrachtet… :–)
    Lieben Gruss,
    Brigitte

  4. Iggy sagt:

    Ägüppten is wohl auch nich mehr das Traumland. Wir hatten damals eine Reise im Sinn: Nilkreuzfahrt. War aber schweineteuer, kauften stattdessen Eigentumswohnung. Und jetzt bleib ich lieber zuhause, da kann man die Kalorien selber ausbaden …
    Gruß von Iggy

    • Lo sagt:

      Sehr gut, liebe Iggy. Hurghada ist ja auch in Wirklichkeit nicht Egüppten, sondern eher nur eine Ansammlung von Ferienanlagen am Strand mit Nix drumherum. Austauschbar.

  5. iGing sagt:

    36€ für 2 Kilo Übergepäck. Sei froh, dass Du Dein Gepäck nicht mit der Post schicken musstest! Das wäre richtig teuer geworden.
    Das Porto ist gestaffelt nach Gewicht bis 500g, bis 1000g etc. Da sollte ich nun den Preis für ein Kilo bezahlen — für einen Brief, der 503 (!!!) Gramm wog. In die Schweiz, macht 7€. Ich nahm den Brief wieder mit heim und füllte ihn bis 850g. Angeblich lag diese Pfennig-äh,Grammfuchserei an der Schweizer Zollbehörde … um Ausreden ist man nicht verlegen.

  6. Herr Ösi sagt:

    Ich habe zwar keiner Nofretete weder ins Auge noch sonst wohin geschaut, dennoch war ich im Urlaub vom Durchfall geplagt.
    Könnte es sein, dass Pharaonen und Buddhas stillschweigend zusammenarbeiten…?

Schreib mir! :-)