Verdelli,
ich weiss nich: an meinem Alter kannet nich liegen, ich bin ja noch gut unter Hundert.
Und ich glaube, auch in vielen Dingen noch ganz beweglich zu sein, zumindest körperlich.
Ich bewege mich sehr gern, laufe, hüpp´ die Treppenstufen hoch, und kein Weg ist mir zu Fuß zu weit.
Oppich noch geistig auf der Höhe bin? Tja, falls nich, merken et vermutlich zuerst die anderen.
Die können sich aber auch täuschen.
Nun hoffe ich, datt ich nicht zum ollen Meckerkopp werde….
Worauf ich eigentlich hinaus will, is – datt ich in letzter Zeit so´n inneren Widerstand verspüre, watt unseren allgemeinen Sprachgebrauch anbetrifft. Dabei meine ich aktuell nicht das unsägliche Gendern, sondern Worte, die sich klammheimlich in unseren Sprachgebrauch einschleichen, wobei mich nicht unbedingt Anglizismen stören. Aber:
Ein Beispiel ist das „Quartier“. Irgendwann schlich sich dieses Wort in die Tageszeitung, aber auch in die Nachrichtensender, um das Wort „Stadtteil“ – oder „Viertel“ zu verdrängen.
Ich verbinde Quartier mit einer Unterkunft, einem notfälligen Nachtlager, oder wie einst bei der Bundeswehr, wenn bei einem Manöver irgendwo „Quartier gemacht“ wurde, also ein Schlafplatz für die Truppe organisiert wurde. Hierfür war ein Offizier, der „Quartiermeister“ zuständig.
In einem Quartier wird man für eine begrenzte Zeit „untergebracht“, aber nicht für immer zum Wohnen.
Und nun lebe ich also nicht mehr in meinem Stadtteil oder Viertel, sondern in einem Quartier? Klingt nach armseliger Unterkunft.
In Frankreich ist es ja in Ordnung, aber hier? Da sträubt sich etwas in mir, weil der Begriff plötzlich durch die Medien parkettreif zu werden scheint. Ich will dat nich.
„Hömma, Willi! Komm mich domma in meinem Quartier besuchen!“
„Wie? Quartier? Jupp! Hömma! Wat is passiert? Hasse keine Wohnung mehr???“

Foto: Lothar Lange
Perfide:
Seit dieser blondgeföhnte Donald Häuptling der Amerikaner ist, wird der Ausdruck „Deal“ verstärkt genutzt. Für mich hat dat Wort eine negative Bedeutung, so, als würden sich Partner gegenseitig über´t Ohr hauen, und sich hinterher grinsend die Hände reiben..
Außerdem verbinde ich „Deal“ mit „Dealern“, die berauschende Substanzen anbieten.
Meiner Ansicht nach sollten auf politischer Ebene, und ganz besonders Friedensverhandlungen nich als „Deals“ bezeichnet werden, da dies dem seriösen Charakter solcher Prozesse widerspricht.
Et geht verflixt um Menschenleben. Da dealt man nich. Oder?
So, dat musste mal raus!
Wat den Häuptling mitte Deals betrifft bin ich mich einich mit dich. Abba sowat von…
Toffte! Sind wa schomma Zwei! 😉
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Ja, dat is wohl so. Da hasse Recht. Dat is so, wie wenne „Sondervermögen“ fürre Miesen sachs, wie dat de Politiker tun. Da verbiegen se nich nur Worte, sondern auch Gedanken.
Es gibt einige Dinge, die man nicht als Handelsware betrachten sollte. Und Menschenleben gehören eindeutig dazu. Menschen, die das mißachten, betrachtet man allüberall als Verbrecher.
Also volle Zustimmung.
Nur die Staaten und die Politiker, die die Gesetze machen, sehen das manchmal und irgendwie und so realpolitisch anders.
Bei mir ist es der inflationäre Gebrauch des Wortes „starten“, der diesen inneren Widerstand auslöst, gleich gefolgt von „demnach“ [die Steigerung davon ist dann „demnächst“??? /i]
Da bin ich sowas von einverstanden mit deinen Beobachtungen.
Vor allem das Wort Deal (sowas muss ja von Dealern ausgehen) lässt mich schaudern.
Mal sehen, wo diese globale Dealerei noch hinführt.
Einen lieben Gruss, Brigitte
Als ich mal in Wien war, sprach jemand von „Kiez“ und ich dachte: Warum sagen die nicht einfach „Quartier“, wie es doch ganz normal ist? Aber eben… ist es halt in der Schweiz, in Wien nicht und offenbar auch nicht im Ruhrpott. 🙂
Bei uns in Ahlen, Randzone Ruhrgebiet-Münsterland heißen neugebaute Mehrfamilienhäuser „Quartier Geringhoff“. Irgendwie scheint das in Mode zu sein. 😅
Vermutlich reicht es aus, eine Siedlung Quartier zu nennen, sobald sich Matratzen in den Häusern befinden.🤣
Das ist wohl wahr 😂