Eigentlich strunzen* wir im Ruhrgebiet mit unseren guten Eigenschaften nicht, aber die Welt in Unkenntnis darüber zu lassen, datt im Pott die tapfersten Menschen Deutschlands leben? Dat wäre ja auch irgendwie…. … vorsätzlich unterlassene Bildungsleistung anne Mitmenschen.
Also muss et hier einmal gesagt werden: Im Ruhrgebiet leben wirklich die mutigsten Menschen Deutschlands – echte Helden des Alltags, die richtig Großet ertragen, ohne zu jammern.
Wir halten wat aus, wat anderen längst den Mut rauben würde: grüne Wiesen, blauer Himmel und frische Luft!
Dat isso! Wo früher wunderbar majestätische Kohleberge ihre Schatten warfen und der Himmel sich im Grauton versteckte, Stahlgeräusche, dat laute Zischen der Dampfloks, dat dumpfe Rollen der Kohlenzüge unsere permanente Geräuschmelodie war, müssen wir heute mit Vogelgezwitscher klarkommen. Eine Zumutung!
Und dat Schlimmste: et stinkt im Pott überall nach frischer Luft!
Doch wir hier im Revier? Wir packen dat weg. Wir gehen raus, schauen mutig über weitläufige grüne Parks und renaturierte Emscher-Auen und sagen tapfer: „Jau, dat is schon allet irgendwie komisch, aber wat willze machen…? Vielet, wat einmal war, is nich mehr!“

Zum Beispiel unser Köttelbecken-Parfüm: seine schwere Süße, diese heimische Mischung aus Zechenwasser, faulen Eiern, Schlamm und totem Kleingetier. Is gezz einfach unterirdisch verlegt. Und wir? Wir gucken inne Röhre, weil man uns den vertrauten Duft unter der Nase einfach so weg-verbuddelt hat. Hätten se wenigstens vorher noch wat in kleine Püllekes abfüllen können. Dat wär beie Parfümerie Douglas als „Kanal No.5“ der Renner gewesen. Gezz isset zu spät.
Und? Hört man uns jammern oder klagen? Nix! Höchstens mal ein kleinet Koppschütteln darüber, datt sogar die Tauben inzwischen sauberer aussehen, als früher bei uns die Sonntagshemden. Die Älteren werden sich noch an Waschküche und Persil erinnern: Grau war bei uns dat weißeste, wat überhaupt möglich war. Auch vorbei.
Schlachlöcher auffe Fahrbahn? Gab et früher kaum. Und warum? Weil sich früher sofort irgend ein Zechenkumpel erbarmt hätte: einfach einmal kräftig auf dat Schlachloch draufgespuckt, und dat Loch war zu. So viel Teer und Kohlenstaub hatten die Kumpels früher inne Lunge. Und gezz? Gezz haben wir frische Luft. Aber auch mehr Schlachlöcher!
Und trotzdem halten wir durch – mit Mut, Herz und’n Frühstück, dat mindestens aus´m Pott Kaffee, Currywurst oder zur Not auch ´ner Knifte mit dick Butter besteht.
Denn wenn einer damit klarkommt, dat bei uns inne Landschaft statt Kohleberge gezz Blumen wachsen, dann ist dat der Pott. Widerstandsfähig, unkaputtbar und immer’n lockeren Spruch auffe Lippen. Wer sowat Schlimmet wie Frischluft aushält, der fürchtet nix mehr. Und so stehen wir da, wir Ruhrpottlerinnen und Ruhrpottler, und tragen unsere staubgraue Geschichte im Herzen – und unseren Stolz im „Hömma!“
Wer mehr über uns erfahren möchte: dem sei unser frisch gedrucktet Buch „Crashkurs Ruhrgebiet“ * annet warme Herz gelegt. Von Ruhrgebiets-Menschen mit einem hohen Maß an Ehrlichkeit, Humor und Herzblut geschrieben .

Kostet nicht viel, macht aber schlau und fröhlich.
Also: bis die Tage!
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