In Rom, Athen, und bei den Lappen,
da späh´n sie jeden Winkel aus,
indes sie wie die Blinden tappen
daheim im eignen Vaterhaus.
Als ich noch ein Kind war, kannte ich niemanden, der schon einmal „mit einem richtigen Flugzeug“ geflogen ist. So etwas konnten sich nur Reiche leisten, oder Könige, Politiker und Filmstars. Und hätte man mir als 10jährigem prophezeit, dass ich später in meinem Leben ganz oft in die Welt fliegen werde, so hätte ich es nicht geglaubt.
Und heute? Heute ist es scheinbar völlig normal, in den Urlaub, zur Arbeit oder -wer´s braucht- „mal eben zum Shoppen“ in irgendwelche Metropole zu fliegen.
Mit einem „richtigen Flugzeug“.
Was das Fliegen anbetrifft, so ist mir mein kindliches Staunen bis heute nicht abhanden gekommen. Am liebsten habe ich einen Fensterplatz. Ich genieße das Starten, das Fliegen und dabei alles von oben betrachten zu können. Immer wieder. Und ich staune dann wie ein Kind, dass so ein schweres Flugzeug fliegen kann.
Auch die erklärenden Begriffe Schwerkraft, Auftrieb, Vortrieb und Widerstand können wir mein Staunen nicht nehmen. Nö.
Vor wenigen Tagen kam ich von einer Reise zurück, die – was die unterschiedlichen Länder anbetrifft, so gegensätzlich war, dass ich vermutlich noch eine ganze Weile dazu benötige, alles Gesehene und Erlebte zu verarbeiten.
Der Flug ging zunächst in die Vereinigten Arabischen Emirate am Persischen Golf nach Dubai: hier erlebt man einen unvostellbaren verschwenderischen Reichtum, die höchsten, glitzernden Gebäude der Welt, die teuersten Hotels, Autos, Schiffe, Yachten, Villen auf künstlichen Inseln, Mamor, Gold, eine 85 Meter hohe Skihalle mit allem, was zum Skilaufen in der Wüste nötig ist.
Ehrlich gesagt: mein Staunen wurde vom Erschrecken über so viel Protz begleitet…
Und irgendwann dachte ich daran, dass ich diesen überbordenden Prunk wohl an meiner heimischen Tankstelle mitbezahle.
Burj Khalifa, 830m hoch, 163 Stockwerke
Dubai
Dubai
SkiDubai Mall of the Emirates
Nach zwei Seetagen auf dem Arabischen Meer dann der absolute Gegensatz: Mumbai (ehemals Bombay/Indien).
no comment
Crawford Markt in Mumbai
Wäscherei Mumbai (Bombay)
Wäscherei Mumbai (Bombay)
Überbevölkerte Slums, Armut und Elend in direkter Nachbarschaft mit Hochhäusern, unvorstellbare hygienische Zustände, ein dicker Smog, der keine weite Sicht zulässt, es riecht nach allem, was man lieber nicht riechen, und erst recht nicht sehen möchte. Ein undefinierbar süßer Geruchmix aus Abgasen, Gewürzen und (fehlender) Kanalisation bei hoher Luftfeuchtigkeit, ein nie endendes lautes Gehupe, ein Verkehrs- und Menschengewimmel und Müll, wohin man schaut. Menschen leben bettelnd auf der Straße, ganze Familien ohne ein Dach über dem Kopf.
Hübsche Menschen, freundlich, strahlend, lächelnd, bunt. Und bitterarm.
Vor wenigen Tagen noch der Glitzerluxus in Dubai…..
Welch ein Gegensatz.
Die Reise ging weiter nach New Mangalore, einer Hafenstadt im südwestindischen Bundesstaat Karnataka. Hier fanden wir ähnliche Zustände und den gleichen Geruchmix.
Wir besuchten Fischer in ihren ärmlichen Hütten, sprachen mit Frauen, die nur davon leben, dass sie zu Hause kleine Zigaretten drehten, die sie zum Verkauf in der Stadt anbieten. Die Freundlichkeit der Menschen war aufrichtig und deutlich spürbar.
Zigaretten in Heimarbeit
Zigaretten hausgemacht
Fischer in Bengare/Mangalore
Fisch zum Trocknen an der Sonne
Bengare/Mangalore
Die nächste Station war Goa an der mittleren Westküste Indiens. Hier war alles grüner und gefälliger Es hatte für mich etwas von Kuba. Kleine bunte Häuser, viel Grün, sauberer.
450 Jahre lange war Goa eine portugiesische Kolonie und hat sich dadurch kulturell anders als das übrige Indien entwickelt.
Shri Manguesh Tempel, GOA
GOA, wo der Pfeffer wächst…
Grünes Goa
Nach zwei weiteren Seetagen ging es wieder zurück in Richtung Luxus in die Emirate: nach Muscat (Oman) , weiter nach Abu Dhabi und am Ende wieder nach Dubai.
Etihad Towers in Abu Dhabi
Taxifahrer in Muscat (Oman)
Sheikh Zayed Moschee
Weihrauchbrenner in Muttrah (Oman)
Solche Gegensätze, – hier der pure verschwenderische Luxus und dort die bittere Armut – alles zusammen in einer Reise erlebt zu haben, hinterlässt Spuren und wirkt noch sehr lange nach…
„Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.“
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