Am Roten Meer im Netz gefangen.


Kerl, wat is dat schön! Ich sitze hier am Ufer des Roten Meeres, wo Sonne und Wellen im Einklang tanzen, und ich sehe Menschen, die sehr weit hierher gereist sind, um den Orient mit seinem faszinierenden Zauber, diese andere, für uns fremde, und etwas geheimnisvolle Welt zu erleben. Zumindest ging ich bisher ganz naiv davon aus.

Doch statt den Zauber des tiefblauen Meeres, der Strände, die Düfte zu genießen, versinken verdammt viele in den Bildschirmen ihrer Smartphones.

Selbst in Gesellschaft bleibt die Runde oft still. Worte werden nicht gewechselt, Blicke nicht geteilt. Schade, wie leicht dabei das Wesentliche verloren geht: das Miteinander, die Schönheit der Landschaft, vorne das türkisfarbene bis tiefblaue Meer, und direkt hinter uns schon die Wüste. Welche Gegensätze!

Abends ist das Licht hier besonders schön. Die untergehende Sonne hüllt alles in ein warmes rötliches Licht, das der eigenen Haut schmeichelt.

Doch ringsumher sind die Gesichter gesenkt, die Augen leuchten nicht im Abendlicht, sondern im Schein kleiner bläulicher Bildschirme. Selbst im Kreis von Menschen, die sich kennen, von Freunden bleibt es still – jedes Gespräch erstickt im digitalen Rauschen. Und ich denke mir: wie schade, dass sie den Zauber des Augenblicks nicht miteinander teilen.

Motto:

„Endlich Urlaub am Roten Meer – die Smartphones haben auch mal Meerblick verdient.“

Kommunikation am Tisch?

Klar – über WLAN. Da sitzen Paare schweigend in schönen Hotelrestaurants gemeinsam, jeder von ihnen tief in sein Handy versunken am Tisch und nimmt das kunstvoll dekorierte Buffet, die herrlichen Speisen nicht wahr. Essen? Reine, wegen medialer Betäubung nicht mehr wahrgenommene, notwendige Nahrungsaufnahme, statt Genuss mit allen Sinnen. Messer und Gabel gleichzeitig zu benutzen? Nö. Geht nicht, man braucht ja eine Hand fürs Smartphone.

Vermutlich fliegt man in die weite Welt hinaus, um beim Scrollen auch mal eine andere Klimazone zu haben. Ist ja mal was anderes. Die schönste Sehenswürdigkeit des Reiseziels? Das eigene Handy. Und das Selfie darauf. Für die Daheimgebliebenen sofort ins World Wide Web versandt: zum Staunen und für’s Klickbaiting.

Unglaublich. Da reisen sie tausende Kilometer weit ans Meer, kommen an, um  dann doch betäubt im Netz hängen zu bleiben…

Kerl, wat is dat arm…

Bis die Tage!

Lo.


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