„Wiedersehen“ mit Giorgio Moroder.

Ich hatte es fast schon vergessen. Vergessen, dass ich vor mehr als vier Jahrzehnten davon träumte, einmal „reich, berühmt und glücklich“ zu werden.
Die Haare lang, und schon allein dafür von der älteren Generation als „Gammler“ betitelt, die Zukunft ungewiss, die Träume bunt wie meine Blümchen-Latzhose aus der Flower-Powerzeit, nach der kaufmännischen Einzelhandelslehre ein ungeliebter Job in der Schlaraffia-Matratzenfabrik in Wattenscheid, die erste Liebe, das erste Auto für 350.- Mark. Und immer ein bisschen Schiss vor der Zukunft.

Und weil es sich um 1969 herum ergab, dass ich bei einem kleinen Discjockey-Wettbewerb in Gelsenkirchen-Bismarck als Sieger hervorging und gefragt wurde, ob ich nicht Lust hätte, wochenends Platten aufzulegen und Leute zu bespaßen, verdiente ich mir so in gutes Stückchen Geld nebenher, bekam Kontakte zu andere DJs der „Szene“, wurde Mitglied der DDO (der Deutschen Disjockey-Organisation) und bediente später auch die Mischpulte anderer Diskotheken in der Umgebung, so auch für eine gute Zeit im angesagten „FlashLight“ (ehemals Corso) in Gelsenkirchen, in dem zu meiner Freude regelmäßig die seinerzeit aktuellen Stars auftraten: Shocking Blue (Venus), Medicine Head, Peter Rubin, Casey Jones, Adam & Eve, und viele, viele andere.

Und Giorgio Moroder. So komme ich nun  auch zum „Wiedersehen“
Es dürfte 1970 gewesen sein. Neben anspruchsvollerem Soul war es auch die Hoch-Zeit der Bubblegum Music.
Von „Yummy Yummy Yummy“ bis „Sugar Sugar“

Giorgio Moroder, heute ein Weltstar,  landete als „Giorgio“ mit seinem Titel  Looky,-Looky einen absoluten Hit, trat bei uns auf – ich moderierte seinen Auftritt, führte das Interview, und es blieb im Anschluss daran noch reichlich Zeit, mit diesem sympathischen Menschen, der später zur Musiklegende werden sollte, ausgezeichnet mit drei Oscars und vier Grammys, zu plaudern.

Als ich gestern erfuhr, dass Giorgio Moroder bei „Lanz“ zu Gast sein würde, war ich sehr auf ihn gespannt. Ich schaue die Sendung selten, aber hier hat sich für mich das Einschalten aus reiner Nostalgie gelohnt. Giorgio Moroder kam sehr sympathisch herüber (wir tragen beide mittlerweile die gleiche Haarfarbe…), und ich war erinnert an einen Abend vor beinahe fünf Jahrzehnten mit ihm.

Die Folge war, nach langer Zeit wieder einmal das alte Fotoalbum herauszukramen, und darin zu blättern.
Wie sagt man? Wenn die Haare grau werden, werden die Erinnerungen grün.
Isso!

Bissi Tage.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Damals, Erinnerungen, Momente abgelegt und mit , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

10 Antworten zu „Wiedersehen“ mit Giorgio Moroder.

  1. derdilettant sagt:

    Du und Moroder, unglaublich! Auf ihrem Album Random Access Memory hatte die französische Band Daft Punkt 2013 Moroder mit einem Song gefeatured, („Giorgio my Moroder“) auf dem er selber aus seinem Leben erzählt. Mit brüchiger Stimmer. Anrührender Moment eines tollen Songs auf einer fantastischen Platte. Muss direkt nochmal schauen, ob du auch erwähnt wirst!

  2. Lo sagt:

    Oh, Danke für diesen Tipp!
    Du meinst dieses Stück: „Daft Punk – Giorgio by Moroder“

    Hier der übersetzte Text, in dem er über seine Zeit in der Diskothek spricht:

    Als ich so fünfzehn oder sechzehn war,
    als ich ernsthaft mit dem Gitarrespielen angefangen habe
    da wollte ich unbedingt Musiker werden.
    Das war fast unmöglich, denn das war, der Traum war so gewaltig, dass
    Ich keine Chance dafür sah, denn ich lebte in einer Kleinstadt

    Ich studierte, und als ich letztendlich die Schule abbrach und Musiker wurde
    Da dachte ich mir „Na gut, eine kleine Chance habe ich vielleicht.“
    Denn alles, was ich je machen wollte, war Musik,
    aber sie nicht nur spielen, sondern komponieren

    Zu jener Zeit, in Deutschland, 1969-70, da hab es schon Diskotheken
    Also stieg ich immer ins Auto und fuhr zu einer Disko,
    sang vielleicht so für 30 Minuten
    Ich glaube, ich hatte so 7-8 Lieder
    Manchmal schlief ich im Auto, weil ich nicht nach Hause fahren wollte,
    und das hat mir knapp zwei Jahre das Überleben gesichert
    Als ich anfing, wollte ich ein Album machen mit den Sounds der 50er, d
    en Sounds der 60er, der 70er, und dann den Sound der Zukunft machen

    Und ich sagte „Moment mal, ich kenne mich doch mit Synthesizern aus.
    Warum verwende ich keine Synthesizer,
    die sind doch der Sound der Zukunft?“
    Und ich hatte keine Ahnung, was ich machen sollte,
    aber ich wusste, ich brauche ein Klicken,
    also packten wir ein Klicken auf die 24-Spur-Maschine,
    die dann mit dem Moog Modular verschaltet wurde
    Ich wusste, das könnte ein Sound der Zukunft werden,
    aber mir war nicht klar, welche Auswirkungen das haben würde

    Mein Name ist Giovanni Giorgio, aber alle nennen mich Giorgio

    Wenn man sich befreien kann von der Vorstellung,
    dass nur bestimmte Harmonien oder Musik „richtig“ sind,
    kann man tun, was immer man will
    D.h. niemand hat mir gesagt, was ich tun soll,
    und es gab keinen vorgefertigten Plan,
    was ich tun wollte

  3. Wow. Das kann nicht jeder von sich behaupten. Das ist echt eine Geschichte für die Enkelkinder.

  4. rejekblog sagt:

    Hallo Lo,
    tolle Erinnerung. Wunderbar auf diese Art etwas über dich und deine „Jugend“ zu erfahren. Machte viel Spaß. Und ich sehe dich mit Schifferschlagbux hinter dem Mischpult. Ein herrlich schönes Bild.
    Danke dafür.
    Liebe Grüße, Peter

  5. Was für eine prima Erinnerung lieber Lo. Hast eine gute Figur als Discjockey gemacht, wie die Fotos zeigen. Danke fürs Übermitteln!

  6. eimaeckel sagt:

    Du und Giorgio sieh aus wie großer und kleiner Bruder. Und der Große haut anderen eins auf die Nuss, wenn sie dem Kleinen was wollen. 😉

  7. Pingback: TV-Tipp: Gelsenkirchener Disco FlashLight bei WDR Heimatflimmern! 18.03.2022 20:15 |

Schreib mir! :-)