Dieset Jahr is allet anders.

Quo vadis?
Oder, wie man bei uns im Ruhrgebiet sagt:
„Wo gehsse? – Wo willze hin?“

So waret doch, oder?
Jedesmal, wenne früher um diese besinnungslose Zeit durche City gegangen biss, hasse nur noch gehetzte Menschen gesehen: jeder musste ja noch unbedingt irgendwat Wichtiget vor Weihnachten erledigen! Und datt Weihnachten von Jahr zu Jahr immer plötzlicher kommt, dat war ja schon immer is ein echtet Phänomen.

Der Unterschied aber inne Weihnachtszeit is, auch gezz, inne Corona-Zeit, datt die Dunkelheit am Nachmittach einem dat Gefühl gibt, dattet kurz nachem Frühstück schon wieder Abend is.
Und dann denxe: Kerl, is der Tach schon rum?
Verdelli! Ich happ doch noch so viel zu erledigen!
Vor die Feiertage.
Und dann wirsste orientierungslos. Wo fänxe an?

? Dat is dieset Jahr allet anders.

Und wat war et doch früher ein Problem, dat allet inne Reihe zu kriegen, wer die Feiertage inne Familie zu wem kommt!
Sind wir gezz ersten Feiertach bei die Omma? Oder warn wir voriget Jahr bei ihr?
Dann wärn wir gezz dran mitti Omma bei uns.
Gipptet eigentlich noch Kölnisch Wasser oder schenken wir ihr dieset mal Doppelherz? Die Pulle Klosterfrau Melissengeist von letztet Jahr hattze noch gar nich angebrochen. Die Omma. Die brauch auch nix elektrischet.

?Dat is dieset Jahr allet anders. Omma bleibt im Heim.

Jedet Jahr gab et wat neuet Elektrischet.
Watte unbedingt haben musstes!
Ein Jahr waren et die Digitalkameras, danach musstet so´n Plattbildschirm sein, und gezz, passend zur Hektik bis kurz vorm Blutsturz ein Plasmafernseher…
Da blixe nich mehr durch.
Dat kostet nich nur Kohle, dat verbraucht doch auch Strom!

? Dat is dieset Jahr allet anders. Krisse nich mehr: Läden sind zu.
Dat Leem is schwer.

Der Renner aber inne letzte Jahre, dat waren ja die Navigationsapparate, wo man sich von einer freundlichen elektrischen Trulla sagen lassen kann, wo man hin will.
Die Dinger werden nich nur gekauft, sondern auch ausse Autos geklaut auf Deubel komm raus.
Und dat beweist doch, datti Menschheit sich komplett hilflos am verlaufen is – oder se is zu schlicht im Kopp, für um ’ne Straßenkarte zu lesen!
Und ich erinnere mich gezz noch genau daran,  wie noch im vorigen Jahr dat ganze orientierungslose Volk so durche Fress- und Einkaufsmeilen hetzte, und dattet da ein richtigen Bedarf für diese Navigationsapparate gab.
Keiner wusste doch vor lauter  ich-muss-noch-u n b e d i n g t“,
wo er im Leben wirklich hin will.

? Dat is dieset Jahr allet anders.

ehu-21

 

 

 

 

 

 

 

? Dieset Jahr gibtet kein SALE-LUJA.
Dieset Jahr sind die Läden zu. Omma bleibt im Heim, ohne Klosterfrau, aber mit Maske, die sie hochschieben kann, damit man nicht sieht, wie traurig sie ist… Nich wegen der ausgefallenen Pulle Klostergeist, sondern, weil sie einsam is. Und dat tut weh.

? Dieset Jahr is allet anders. Gezz is Besinnung angesacht.

Besinnung?  Ja, Scheibenkleister: wie geht Besinnung?
Hatten wir doch bisher nie. Und Kurse gibtet dafür auch nich.

Gut, datt die Regierung an die Weihnachts-Stress-Süchtigen gedacht hat.
Die stehen gezz alle vore Apotheken inne Schlange, um sich Gratis-Masken abzuholen.

Tja, da hilft auch kein elektrischer Navigationsapparat.
Oder vielleicht doch? Man schaltet verzweifelt dat Gerät ein, tippt dat Wort „Besinnung“ ein, drückt auffen Knopp, und die Trulla sacht dann auf elektrisch:
„Wenn möchlich – bitte entspannen!“

Jau!
Bissi Feiertage!


 

Dieser Beitrag enthält einige gebrauchte Elemente aus dem Vorjahr.?
Man muss ja nicht immer allet wegwerfen. Dieset Jahr is eben anders.

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11 Antworten zu Dieset Jahr is allet anders.

  1. Von Corona abgesehen könnte es immer so sein.

  2. Mitzi Irsaj sagt:

    Schön auf den Punkt gebracht. Ommi im Heim ist großer Mist. Um neun von den Eltern (vor dem guten Wein) heim zu müssen a bisserl Schad, aber alles in allem hat es auch schönes. Anders eben. Hilft ja nix.

  3. Abba es is wieda schön warm am werden. Kannze im Fenster hängen und kucken, wer so allet noch wat am improvisieren is.

  4. So viel anders als im Heim fühle ich mich dieses Jahr auch nicht. Aus Vorsicht gehe ich nicht zu irgendwelcher Verwandtschaft und lade auch niemand ein. Ich habe mich selbst zu dieser „Enthaltsamkeit“ verdonnert – ich will um nichts in der Welt ein Risiko eingehen und trage draußen sogar diese Atemhemmer FFP2- Masken – fast schon Erstickungsalarm, aber nicht auf der Intensivstation, sondern im Supermarkt.
    Sch….zeit!

    • Lo sagt:

      Aber besser freiwillig mit einer Maske in den Supermarkt, als unfreiwillig auf dem Bauch liegend an einem Atemgerät auf der Intensivstation, liebe Clara. Wir beschränken unsere Kontakte auch nur auf das Notwendige. Uns geht es – trotz der Einschränkungen – immer noch gut, und besser als vielen Menschen in anderen Ländern.
      Denke positiv – und bleibe negativ!
      Lo

  5. sweetkoffie sagt:

    Verdelli, wenne dat nich mal erstklassich inne Worte gefasst hass!!!
    Dadrauf un auffe Ommis un Oppis en kleinen Jägermeister … von wegen de Jacht auffe Masken für umsons und für degen dat böse Coronadingens

  6. Herr Ösi sagt:

    Ende August, wenn endlich diese leckeren Lebkuchen in den Regalen auftauchen, denke ich zum ersten Mal an Weihnachten. Ich lasse mir die Köstlichkeiten schmecken und weiß, dass ich mir in den kommenden Monaten einen Winterspeck zulegen muss, um die bevorstehende Kälte besser zu ertragen. So vergeht die Zeit bis Weihnachten… immer in dem Bestreben, der Hektik und dem allgemeinen Stress um mich herum möglichst auszuweichen. Fast könnte man sagen: same procudure as every year. Aber eben nur fast. Irgendwas ist anders…

  7. iGing sagt:

    „SALE-JULA“
    Geniale Wortschöpfung! Wie auch der „krippale Defekt“:
    https://www.kohlenspott.de/krippaler-defekt/

    Ich wollte das nicht unerwähnt lassen … aber für geniale Wortschöpfungen bist du ja bekannt, dafür lieben dich doch deine Leser. Und Leserinnen natürlich.

Schreib mir! :-)